Kundgebung “Für Wissenschaft, Demokratie, Frauen und Kinder! Weg mit dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz!”

20. Nov. 2024

Kurzbericht:
Kundgebung “Für Wissenschaft, Demokratie, Frauen und Kinder! Weg mit dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz!”

Berlin, 01.11.2024, 12.05 Uhr

Die Partei lehrte einen, der Erkenntnis seiner Augen und Ohren nicht zu trauen.
(George Orwell, „1984“)

Am 01. November 2024 schrieben Frauen weltweit Geschichte. Anlass war das Inkrafttreten des „Selbstbestimmungsgesetzes“ in Deutschland. Gegen diese Gesetzgebung regt sich in Deutschland und international zunehmend Widerstand. Der Protest wurde angestoßen, erarbeitet und koordiniert durch die Initiative „Lasst Frauen sprechen!“ und LSquadBerlin / „Frauen sprechen“. Er erhielt weltweite solidarische Unterstützung. Auf der ganzen Welt haben um 12:05 Uhr Ortszeit Frauen gegen das „Selbstbestimmungsgesetz“ protestiert.

In Berlin fanden sich am 01.11.2024 um 12.05 Uhr etwa 250 Menschen unter dem Motto „Es ist schon Fünf nach Zwölf!“ im Spreebogenpark zwischen Kanzleramt und Reichstag zusammen, um sich gegen das frauenfeindliche Unrecht zu wehren.

Ankömmlingen bot sich dem Anlass entsprechend eine orwellsche Kulisse: Auf einem Banner prangt das der Dystopie nachempfundene Wahrheitsministerium, über einer sorgsam gestalteten Gefängniszelle hängt das Schild „Im Knast für die Wahrheit. 1984/2024“.

„Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!

Die Veranstalterin eröffnete die Kundgebung mit einem Hinweis auf Solidaritätsaktionen von Frauen in 22 Ländern, rund um den Globus. „Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!“, rief sie. Nach einer Schweigeminute um 12.05 Uhr verlas sie für die anwesende Presse die Forderungen der Zusammenkunft sowie die Regeln für die Teilnehmerinnen. National- oder Parteisymbolik sei nicht gestattet, zudem lehne man jeglichen Versuch einer Instrumentalisierung durch eine Partei entschieden ab.

„No homophobe in previous generations imagined, that they could punish gay people by castrating them as children, and here we are!”

Die erste in einer Reihe großartiger Rednerinnen war die Irin Dr. Helen Joyce, Journalistin, Bestsellerautorin, Mathematikerin und Direktorin für Lobbyarbeit der Menschenrechtsorganisation „Sex matters“. Sie sprach über die Auswirkung der Self-ID-Gesetze auf Kinder und Jugendliche, über als Progressivität getarnte Konversionstherapieansätze für homosexuelle Kinder und vor allem Lesben. Frauen und Mädchen, als verwundbarste Mitglieder der Gesellschaft, haben unter diesen Gesetzen keinen Anspruch mehr auf Schutzräume, sagte sie.

„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“

Die nächste Rednerin, Prof. em. Dr. Monika Barz, Sozialwissenschaftlerin, Professorin (em.) an der evangelischen Hochschule Reutlingen und Ludwigsburg (Frauen- und Geschlechterfragen) und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, nannte das SBGG ein Gesetz, das Wissenschaft ignoriere, die Meinungsfreiheit gefährde, Frauenrechte und Kinderschutz mit Füßen trete und einen Bruch in unserem bisherigen Rechtsverständnis darstelle. Mit der Friedensaktivistin und Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly rief sie zu zivilem Ungehorsam auf.

„Was wir heute hier besprechen wollen, ist ein raffinierter Betrug!“

Bev Jackson, Gründungsmitglied der Gay Liberation Front und Co-Gründerin der LGB Alliance, hatte ihre Rede zuvor extra auf Deutsch geübt! „I am happy to be here, but very sad for the occasion.” Nie habe sie gedacht, 50 Jahre nach Gründung der Gay Liberation Front abermals gezwungen zu sein, zu betonen, sich nicht für Homosexualität schämen zu müssen. Das Selbstbestimmungsgesetz sei Betrug, egal, wie hübsch verpackt es sei.

„Offenbaren kann man nur die Wahrheit.“

Als nächstes sprach Dr. Isabel Rohner, Expertin für die Geschichte der Frauenwahlrechtsbewegungen, Co-Moderatorin von „Die Podcastin“. Das Gesetz mit dem tollen Namen verstoße in mehreren Punkten gegen das Grundgesetz. Ein Offenbarungsverbot, wie es das SBGG vorsieht, dürfe es in einer Demokratie gar nicht geben. Mit George Orwell betont sie: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“

„Und wie zu Beginn der 2. Lesben-/Frauenbewegung müssen wir Widerstand gegen geforderte Zwangsheterosexualität […]leisten!“

Gunda Schumann, Rechtsanwältin, Soziologin, Autorin, Vorstandsmitglied des Lesbischen Aktions Zentrums LAZ reloaded e.V. ging in ihrem Redebeitrag auf die „Auswirkung des SBGG auf lesbische Frauen“ ein, „die wegen ihrer sexuellen Orientierung ganz besonders im Fadenkreuz des Transgenderismus stehen“. Auf Grundlage des deutschen Rechts sowie des Völkerrechts stellte sie die Integrität des SBGG in Frage und rief Lesben zum Widerstand auf.

„Wenn die mal erfahren, dass das Ganze eine Lüge ist[…] das destabilisiert die Leute.“

Dr. Ingeborg Kraus, Diplom-Psychologin, Traumatherapeutin und Supervisorin, war die nächste Sprecherin. Sie sprach über ihre berufliche Erfahrung mit Menschen, die sich als „trans“ wahrnehmen. Diese haben sich stets in einer labilen Lebensphase, vor einem schwierigen Lebenshintergrund, zur „Transsexualität“ entschieden.

„Solange nicht jedem Mädchen jede Rolle offensteht, werden Mädchen zu Recht unter Geschlechtsdysphorie leiden.“

Die Ärztin Dr. Erna Freud sprach darüber, was es mit dem auffallend häufigen „Transitionswunsch“ unter Jugendlichen auf sich hat. „Nicht alles, was einem jungen Menschen wichtig und dringend erscheint, ist langfristig richtig. Hier hat der Staat eine Fürsorgepflicht.“

„Diese Geschichten sind gerade dabei, als Allgemeinwissen verankert zu werden.“

Die Biologin Adenin machte darauf aufmerksam, wie sich nur eine einzige fehlerhafte, gefälschte oder manipulierte Studie auf weitere Studien sowie auf die Wahrnehmung und das Wissen von Menschen über Sachverhalte auswirken kann. „Was sich einmal ins Allgemeinwissen eingebrannt hat, ist nicht so einfach wieder rauszukriegen.“

„Lasst uns gemeinsam stark sein für die Rechte von Frauen und Mädchen!“

Auch die bayrische Landtagsabgeordnete Susann Enders hielt eine starke Rede. Sie führte aus, wie das sog. Selbstbestimmungsgesetz 51% der Bevölkerung diskriminiert, indem es die Schutzräume von Frauen und Mädchen für Männer öffnet und damit Artikel 3 des Grundgesetzes entgegensteht. Sie rief alle Menschen dazu auf, friedlich von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen, um für die Abschaffung des Gesetzes zu kämpfen.

„Der Begriff ‚Offenbarung‘ ist vielleicht das einzig Ehrliche an diesem ganzen Gesetz.“

Sabine Beppler-Spahl, Vorsitzende des Freiblickinstituts und Diplom-Ökonomin, sprach über die Absurdität, die Offenbarung einer Wahrheit mit einem Bußgeld zu belegen. „Die Aufklärer wussten, dass, wenn die Sprache zurechtgebogen wird […], dass das keine Freiheit ist, sondern Tyrannei.“

„Natürlich wird es irgendwann enden und natürlich werden wir Recht gehabt haben, aber darum geht es nicht!“

Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht machte deutlich, warum es wichtig ist, weiterhin aufzuklären und sich dafür einzusetzen, dass Frauen und Kinder keinen Schaden durch das Gesetz nehmen. „Die meisten Deutschen wissen überhaupt nicht, was hier eigentlich abgeht.“

„Was wir Frauen jetzt brauchen, ist Mut.“

Birgit Gärtner, Journalistin und Buch- und Blogautorin, verdeutlichte anhand einer wahren Geschichte, dass das Ausbrechen aus patriarchalen Rollenzwängen viel mutiger wäre, als der Sprung in eine andere Stereotypenschublade und fordert: „Das heute in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz muss zurückgenommen werden.“

Damit war der offizielle Teil beendet, aber auch das Open Mic wurde rege genutzt. Frauen sprachen über ihre Erlebnisse mit TransaktivistInnen, in Deutschland und im Ausland, in der Politik, im öffentlichen Leben oder im Freundeskreis; über Spießrutenläufe im Studium; eine neue gläserne Decke in der Wissenschaft; über transaffirmative Ansätze und Drohkulissen in Jugend- und Gesundheitseinrichtungen. Alle Beiträge waren schockierend, alle Beiträge waren mutig und großartig!

Danke für viel Mut, Stolz und die Wahrheit!

F.G. & H.Z.

Eindrücke von der Kundgebung

Die Rednerinnen

Reden auf dieser Website

Grußbotschaft von WOMEN’S RIGHTS NETWORK zum 1. November 2024

Grußbotschaft von WOMEN’S RIGHTS NETWORK zum 1. November 2024

The Women's Rights Network stands in solidarity with the women and girls in Germany whose justified concerns over safeguarding and their own privacy and dignity have been ignored.It is deeply concerning that new legislation for Self ID has been passed in Germany.As of...

Grußbotschaft von FOR WOMEN SCOTLAND zum 1. November 2024

Grußbotschaft von FOR WOMEN SCOTLAND zum 1. November 2024

2017, als wir For Women Scotland gegründet hatten, gab es in Schottland keinen öffentlichen Widerstand gegen das geplante Self-ID-Gesetz. Unsere Frauenschutz- und -freiräume waren schon längst unterwandert oder ganz verloren und nur wenige hatten den Mut, Licht in...

„Um Selbstbestimmung geht es  nicht“ – Rede Dr. Isabel Rohner

„Um Selbstbestimmung geht es nicht“ – Rede Dr. Isabel Rohner

Rede Dr. Isabel Rohner – Expertin für die Geschichte der Frauenbewegungen und Demokratisierung zur Demonstration gegen das sog. Selbstbestimmungsgesetz am 1. November 2024 in Berlin Vor kurzem wurde ich von einer jungen, engagierten Frau angesprochen. „Frau Rohner“,...

Pressespiegel

Tagespost, 30.10.2024:
Man drückt uns einen Glauben auf

heute journal, 1.11.2024
Selbstbestimmung – Neues Gesetz in Kraft

WELT, 1.11.2024
Schon Kinder werden auf den falschen Weg gebracht

Nius, 1.11.2024
Demonstrationen gegen neues Selbstbestimmungsgesetz

AFP (Frankreich), 1.11.2024:
Selbstbestimmung bei Name und Geschlechtseintrag: Proteste gegen neues Gesetz

Stream24 (Italien), 1.11.2024:
In Germania sarà più facile cambiare genere legale, protestano donne

Idolomiti (Italien), 1.11.2024:
In Germania sarà più facile cambiare genere legale, protestano donne

Il  Foglio (Italien), 1.11.2024:
Decidere il genere del neonato a prescindere dal sesso di nascita: ora in Germania si può

La Republicca (Italien), 1.11.2024:
Germania: in vigore la legge che agevola il cambio di genere

The Spectator (UK), 1.11.2024:
Germany’s gender madness is a worry for women everywhere

Lunion (Frankreich), 1.11.2024:
Le changement de genre facilité en Allemagne

EMMA, 2.11.2024:
Weltweiter Protest gegen Transgesetz

Quotidiano (Italien), 2.11.2024:
In Germania sarà più facile cambiare genere legale, protestano donne

Dailymotion (Italien)
In Germania sar? pi? facile cambiare genere legale, protestano donne

The Critic (UK), 3.11.2024:
Rocking the Reichstag

Ruhrbarone, 4.11.2024:
Weltweiter Protest gegen das deutsche Selbstbestimmungsgesetz

Die Podcastin, 12.11.2024:
#diepodcastin mit Wahlanalysen: Isabel Rohner & Regula Stämpfli zum sog. Selbstbestimmungsgesetz, die Wahlen in den USA, Frauenwahlen generell, Zerfall der Ampel und endlich: Einen Hedwig Dohm Platz!

Dokumentation des internationalen Protests am 1.11.

Karte des internationalen Protests

Langer Bericht:

„Die Partei lehrte einen, der Erkenntnis seiner Augen und Ohren nicht zu trauen.“ 

Am 01. November 2024 schreiben Frauen weltweit, angestoßen, erarbeitet und koordiniert durch die deutsche Initiative „Lasst Frauen sprechen!“ und LSquadBerlin mit „Frauen sprechen!“, Geschichte. Anlass ist das Inkrafttreten des sogenannten Selbstbestimmungsgesetzes in Deutschland, das, gespickt mit abenteuerlicher Torheit, für Aufsehen selbst unter bereits von Self-ID-Gesetzen gebeutelten Frauen, zumal Lesben, aller Länder gesorgt hat.  

So finden am 01.11.2024 um 12.05 Uhr etwa 250 Frauen unter dem Motto „Es ist schon Fünf nach Zwölf!“ im Spreebogenpark zwischen Kanzleramt und Reichstag zusammen, um sich gegen das frauenfeindliche Unrecht zu wehren.  

Ankömmlingen bietet sich eine gut durchdachte Kulisse. Auf einem Banner prangt das dem Roman „1984“ von Goerge Orwell nachempfundene Wahrheitsministerium mit seiner unsäglichen Narretei: „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“, ergänzt aus gegebenem Anlass: „Männer sind Frauen. Geschlecht ist ein Gefühl. Hausrecht bleibt.“ und: „Die Partei lehrte einen, der Erkenntnis seiner Augen und Ohren nicht zu trauen.“ 

Wohin es von nun an führen kann, wenn frau es doch wagt, ihren Augen und Ohren zu trauen, zeigt eine sorgsam gestaltete Gefängniszelle, hinter deren Gittern Teilnehmerinnen sich ablichten lassen können. „Im Knast für die Wahrheit. 1984/2024“ steht darüber. 

„Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!“

Um kurz vor Zwölf eröffnet eine der Veranstalterinnen mit einem Vorwort die Zusammenkunft.  

Der Protest werde, so die Sprecherin, von Frauen auf der ganzen Welt unterstützt. Rund um den Globus werden Frauen in 22 Ländern gemäß ihrer Zeitzonen um 12.05 Uhr Solidaritätskundgebungen durchführen und viele europäische Länder gemeinsam mit uns starten. „Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!“, ruft sie und zitiert aus dem Text einer Mitfrau: „Lasst uns gemeinsam ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir die Realität anerkennen! Zwei plus Zwei bleibt immer Vier und ein Mann immer ein Mann!“ sowie „Frauen und Mädchen erfahren Gewalt aufgrund ihres Geschlechts, nicht aufgrund einer gefühlten sogenannten Geschlechtsidentität.[…]Niemand ist im falschen Körper geboren!“ 

Sodann folgt eine Schweigeminute. 

Im Anschluss verliest die Sprecherin die Forderungen der Demonstrantinnen, 

  1. Rücknahme des sogenannten Selbstbestimmungsgesetzes 
  2. Entfernung der sogenannten Geschlechtsidentität aus allen Gesetzen 
  3. Verhinderung der Aufnahme von geschlechtlicher und sexueller Identität in Artikel 3 des GG 

sowie die Regeln für den Protest: 

„Im Fokus unserer Kundgebung steht die zerstörerische Wirkung des SBGG. Politisch motivierte Aussagen zu anderen Themen sind nicht gestattet. National- und Parteisymbolik sind nicht gestattet. Wir verzichten komplett auf die Beteiligung von Parteien und agieren unabhängig. Jeden Versuch einer Instrumentalisierung durch eine Partei lehnen wir entschieden ab.“ 

„No homophobe in previous generations imagined, that they could punish gay people by castrating them as children, and here we are!”

Die erste in einer Reihe großartiger Rednerinnen ist die Irin Dr. Helen Joyce, Journalistin, Bestsellerautorin, Mathematikerin und Direktorin für Lobbyarbeit der Menschenrechtsorganisation „Sex matters“ 

Auch sie hat ein Zitat von Orwell mitgebracht: „In a time of deceit, telling the truth is a revolutionary act.“ Die Lüge, unter der wir heute leben, sagt sie, sei die der sogenannten Self-ID, eine säkulare Version des Kreationismus. Vor allem Kinder und Jugendliche seien nun in Gefahr. In Schulen lehre man sie, jede Herausforderung zum Trauma umzudeuten. „Children are learning, that if people do not agree with their own self-image, that is hate.” Kindern beizubringen, ihr Körper sei nichts anderes als eine Hülle, die es der Identität entsprechend zu gestalten gelte und dass wer dieses Schauspiel nicht mittragen möchte, sie aus Hass tot sehen wolle, führe sie seelischer Verwundung zu. Besonders Mädchen sehen sich wieder von einengenden und erniedrigenden Stereotypen bedrängt und identifizieren sich daher lieber aus ihrem Mädchensein heraus. Zudem scheine es, als wolle man speziell Kinder, die sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen, durch Medikamente und Operationen zu geschlechterkonformen, heterosexuellen Menschen machen, sprich: sie einer Konversionstherapie unterziehen. Joyce richtet den Fokus aber auch auf Frauen. Diese gehören unter dem SBGG zu den Schwächsten, weil sie keine Schutzräume mehr in Anspruch nehmen dürfen, „but we can be pretty sure, that the boundary-violaters […]are more likely than the average man to cause us harm, not less!“ Lesben werden, als postmoderne Variante eines alten Lesbenhasses, wieder gedrängt, ihre Ablehnung männlicher Körper zu überwinden und heterosexuelle Männer, die sich zu Frauen erklären, als Lesben zu akzeptieren: auch das sei eine Form der Konversionstherapie. Zum Schluss bestärkt Joyce die Teilnehmerinnen, den Mut zu haben, das Richtige zu sagen, wo andere aus Selbstschutz schweigen müssen. „The reason it matters to say the right thing is, because the truth matters. It matters […] most especially for the rights of women, children and gay people.” 

“Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“

Die nächste Rednerin, Prof. em. Dr. Monika Barz, Sozialwissenschaftlerin, Professorin (em.) an der evangelischen Hochschule Reutlingen und Ludwigsburg (Frauen- und Geschlechterfragen) und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, kommt gleich zu Beginn auf den Punkt.  

Das SBGG sei ein Gesetz, das Wissenschaft ignoriere, die Meinungsfreiheit gefährde, Frauenrechte und Kinderschutz mit Füßen trete und einen Bruch in unserem bisherigen Rechtsverständnis darstelle. „Das Selbstbestimmungsgesetz ist de jure und de facto ein Männerstärkungsgesetz!“, ruft sie. Aber auch: “Bisher gibt es in unserem deutschen Rechtsstaat kein Gesetz, das uns Bürgerinnen und Bürgern verbietet, die Wahrheit zu sagen.“ In diesem Zusammenhang bringt sie auch einen Leitspruch der Aufklärung zu neuer, alter Geltung: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Ein Mann, der glaube, er sei eine Frau, sei genau das: Ein Mann, der glaube, er sei eine Frau! Der Deutsche Ärztetag habe vor einer Gefährdung des Kindeswohls durch das SBGG gewarnt und betont, das Geschlecht sei eine am Körper feststellbare, unveränderbare Realität. Reem Alsalem, ihres Zeichens UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen und unabhängige Beraterin für Geschlechtergerechtigkeit, bezeuge, das Gesetz erfülle nicht die Menschenrechtsverpflichtung gegenüber Frauen. Der Staat lasse indes zu, „dass wir hier als kritische Zivilgesellschaft diskriminiert, diffamiert, als Nazis und Faschisten bezeichnet werden“. Was aber tun, wenn frau ihren Augen und Ohren weiterhin traut? Mit Petra Kelly, Friedensaktivistin und Mitbegründerin der Grünen, fordert Barz die Frauen zu zivilem Ungehorsam auf. „Wenn wir zivilen Ungehorsam praktizieren, dann ist es deswegen, weil wir wissen, dass eine Macht des Staates nicht absolut ist.“, zitiert sie aus einer Bundestagsrede der Politikerin aus dem Jahre 1983. Weil sowohl Parteien als auch die öffentlich rechtlichen Medien alle Warnungen und jegliche Kritik derer, die sich ihres Verstandes bedienen, ignoriert haben, haben rechtsradikale Strömungen diese Lücke „umgehend genutzt und für ihre Politik“ missbrauchen können. Sie aber werde im Sinne des zivilen Ungehorsams Sprachregelungen des SBGG nicht übernehmen. Zum Schluss betont sie: „Ohne euren Mut, euren eigenen Verstand zu bedienen, wäre ich nicht so klar und so mutig!“ 

Es folgt eine kurze Ansprache der Veranstalterin, nachdem ein Mann sich wiederholt in den Vordergrund gedrängt und versucht hat, von dort aus zu filmen. „Wir fassen niemanden an, aber scheinbar ist es uns nicht vergönnt, hier einfach in Ruhe zu reden und die Reden zu hören.“ Frau werde auch bei weiteren Störungen die Polizei dazuholen.  

„Was wir heute hier besprechen wollen, ist ein raffinierter Betrug!“

Schließlich bittet sie Bev Jackson zum Mikrofon, Gründungsmitglied der Gay Liberation Front und Co-Gründerin der LGB Alliance. Ihre Rede hat diese zuvor extra auf Deutsch geübt! 

„I am happy to be here, but very sad for the occasion.” Am Ende sei es ein sprachlicher Zaubertrick, der diese Gelegenheit aber notwendig mache. „Was wir heute hier besprechen wollen, ist ein raffinierter Betrug!“ Nie habe sie gedacht, 50 Jahre nach Gründung der Gay Liberation Front abermals gezwungen zu sein, zu betonen, sich nicht für Homosexualität schämen zu müssen. Weil dieser Betrug, der Zaubertrick, „wie ein Lauffeuer“ um sich greife, habe sie gemeinsam mit Kate Harris 2019 die LGB Alliance gründen müssen: alle bestehenden LGB-Rechtsorganisationen haben die lesbischen Frauen im Stich gelassen. Wer die Grundsätze der Selbstidentifikation nicht als fortschrittlich anerkenne, werde als „hasserfüllter, rechtsextremer Fanatiker“ gebrandmarkt. „Selbstbestimmung ist ein schönes Wort“, sagt Jackson, „aber wenn sich Ihre Selbstbestimmung auf das Leben von Menschen auswirkt, die bereits verletzliche Mitglieder der Gesellschaft sind, ist sie kein Recht, sondern eine Forderung!“, und zwar eine, die die Menschenrechte anderer untergrabe. Besonders betroffen seien Lesben, denn diese, so die Sprecherin, seien „Frauen im Quadrat“: Frauen mit ihren Frauenkörpern, die andere Frauen mit ihren Frauenkörpern lieben. Zum Schluss betont sie: „Schlechte Gesetze können abgeschafft werden.“ Das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz sei Betrug, egal, wie hübsch verpackt es sei.  Auch sie ermutigt die Teilnehmerinnen, beharrlich zu bleiben, denn „wir haben die Realität auf unserer Seite und können daher nichts anderes als siegen!“ 

„Offenbaren kann man nur die Wahrheit.“

Nach einer kurzen Pause startet der zweite Sprecherinnenblock mit Dr. Isabel Rohner, Expertin für die Geschichte der Frauenwahlrechtsbewegungen und Co-Moderatorin von „Die Podcastin“. 

„75 Jahre Grundgesetz, was für ein Jubiläum dieses Jahr“, eröffnet Rohner ihren Beitrag, „und was für ein bitterer Hohn, dass das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz ausgerechnet zu diesem Demokratiejubiläum in Kraft getreten ist.“ Das SBGG habe einen tollen Namen, verstoße aber in mehreren Punkten gegen das Grundgesetz. Um Selbstbestimmung gehe es darin nicht, im Gegenteil: das Gesetz gefährde die Rechte von Frauen, Kindern und Homosexuellen und schade der Akzeptanz von Menschen, die sich als trans wahrnehmen. Sie sei der festen Überzeugung, dass dieses postfaktische und antidemokratische Gesetz früher oder später ein Fall für das Bundesverfassungsgericht werde, denn es stehe im Widerspruch zu Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ „Dieser Satz wurde 1949 von der großen Sozialdemokratin Elisabeth Selbert gegen heftigste Widerstände erkämpft.“ Natürlich gehe Art. 3, Abs. 2 von einer biologischen Definition von Geschlecht aus. Sodann geht Rohner auf das Offenbarungsverbot ein, das mit bis zu 10.000 € bestraft, „wer die bisherige Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen offenbart. Einen solchen Paragrafen darf es in Demokratien gar nicht geben.“ Niemand dürfe gezwungen werden, das Gefühl einer anderen Person unter Androhung von Strafe zu teilen. Und was mache das Gesetz mit unserer Pressefreiheit, fragt sie. Auch sie hat ein Zitat von George Orwell im Gepäck: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ Nur, weil ein Gesetz einen tollen Namen habe, bedeute es nicht, dass auch der Inhalt gut sei. 

„Und wie zu Beginn der 2. Lesben-/Frauenbewegung müssen wir Widerstand gegen geforderte Zwangsheterosexualität […]leisten!“

Gunda Schumann, Rechtsanwältin, Soziologin, Autorin, Vorstandsmitglied des Lesbischen Aktions Zentrums LAZ reloaded e.V. geht in ihrem Redebeitrag auf die „Auswirkung des SBGG auf lesbische Frauen“ ein, „die wegen ihrer sexuellen Orientierung ganz besonders im Fadenkreuz des Transgenderismus stehen“. 

Allgemein sei das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz ein „frontaler Angriff des Patriarchats auf alle als Mädchen geborenen weiblichen Menschen“. Nachdem Lesben sich seit dem Feminismus der zweiten Welle in eigenen Organisationen ihren Platz in der Gesellschaft hart erkämpft haben, müssen sie sich nun dem Queerfeminismus sowie drohenden Geschichtsumdeutungen entgegenstellen. Gewalttätige Übergriffe, Cancel Culture und Hassattacken auf Lesben häufen sich auf CSDs und selbst auf den Dyke Marches, junge Lesben werden zu Geschlechtsverkehr mit sich als weiblich identifizierenden Männern genötigt. Sodann geht Schumann auf die Rechtslage ein: Das im SBGG, das Geschlecht und Geschlechtsidentität vermische, verankerte Hausrecht verstoße sowohl gegen das Rechtsstaatsprinzip als auch gegen das Demokratiegebot, weil „der Gesetzgeber im Fall konkurrierender Grundrechte von Männern mit weiblichem Geschlechtseintrag einerseits und Lesben/Frauen andererseits verpflichtet ist, die notwenigen Regelungen selbst zu treffen und nicht im Einzelfall auf die Justiz abzuschieben“. Zudem garantiere auch das AGG nicht, dass Lesben oder Unternehmerinnen ihren Anspruch auf frauenexklusive Räume geltend machen oder überhaupt die Kosten eines solchen Rechtsstreits aufbringen können. Unter Bezugnahme auf das Völkerrecht geht sie auf Reem Alsalems Verweis auf verschiedene Menschenrechtskonventionen, u. a. CEDAW, ein, in denen die Exklusivität der Rechte von Lesben gegenüber Dritten unterstrichen werde. „Im Fall konkurrierender Menschenrechte muss das Recht auf geschlechtliche Gleichbehandlung nicht hinter dem Recht auf Schutz der Geschlechtsidentität zurückstehen.“ Mit LAZ reloaded setze sie sich, z.B. als Gründungsmitglied von Lesbian Bill Of Rights International (LBORI), international für die Rechte von Lesben sowie den Erhalt ihrer rechtlichen Sichtbarkeit ein. Anstatt sich anzupassen, wie es vormals exklusive Frauenkneipen, so die BEGiNE in Berlin, vormachen, fordert Schumann Lesben auf, Widerstand zu leisten: „Lesben sind Frauen, für die, die es noch nicht wissen!“ 

„Wenn die mal erfahren, dass das Ganze eine Lüge ist[…] das destabilisiert die Leute.“

Dr. Ingeborg Kraus, Diplom-Psychologin, Traumatherapeutin und Supervisorin, ist die nächste Sprecherin. 

Sie spricht frei, erzählt von ihrer beruflichen Erfahrung mit Menschen, die sich als trans wahrnehmen. Diese Menschen, so sagt sie, haben sich stets in einer labilen Lebensphase zur Transition entschieden. Dahinter haben aber immer andere komplexe Konflikte und problematische Lebensgeschichten gestanden. Nachdem sie im April 2024 einen Bericht darüber verfasst habe, haben mehrere Zeitungen sie kontaktiert: Ihr Bericht habe einfach nicht dem Bild von „trans“ entsprochen. Daraufhin sei sie sofort aus dem Verein der Schwulen und Lesben in der Psychotherapie ausgeschlossen worden. „Das Gespräch hat 20 Minuten gedauert.“ Schon 10 Jahre zuvor habe man sie, die sich als Lesbe immer in der LGB(T)-Bewegung engagiert und nie Aversionen gegen sich dem Gegengeschlecht zugehörig fühlenden Menschen gehegt habe, wegen ihres Kontakts zu Radikalfeministinnen aus der Community geworfen. Mittlerweile stelle sie die Existenz von Transsexualität aber in Frage, denn tatsächlich sei sie „noch nie jemandem begegnet, der einfach trans ist“. Das ZDF habe sie kürzlich zu einem Gespräch mit einer Frau, die sich als Mann identifiziere, eingeladen, und das habe sie genutzt, um zu erfahren, wie es dazu kam, dass die Frau diesen Schritt mit all seinen Konsequenzen gewagt hatte. „Ich habe einfach nur gefragt.“ Die Frau sei am Ende vollkommen destabilisiert gewesen. Kraus vergleicht daraufhin: “Wenn mich jemand fragen würde ‚Hey, ist es vielleicht falsch, lesbisch zu sein?‘, würde ich sagen ‚Nee, das ist super‘“. Mit diesem Gesetz werde nichts erreicht – für die Betroffenen nicht, und die Akzeptanz werde sich verringern. „Das Gesetz muss weg, auf jeden Fall.“ 

In der folgenden Pause stellt sich heraus, dass der Mann, der während Isabel Rohners Beitrag zuvor noch einmal social media- tauglich geschrien hat, nun drei Frauen angezeigt habe. Auch die Veranstalterin habe er bereits als Faschistin und Nazi beschimpft. Die betroffenen Frauen werden gebeten, sich zu melden, um sich darüber zu beraten. 

Zwischenzeitlich habe man zudem Nachricht aus dem Vereinten Königreich erhalten, alleine in London haben sich 220 Frauen am Solidaritätsprotest beteiligt. 

„Solange nicht jedem Mädchen jede Rolle offensteht, werden Mädchen zu Recht unter Geschlechtsdysphorie leiden.“

Mit der Ärztin Dr. Erna Freund werden die Redebeiträge fortgesetzt. 

Sie klärt zunächst, wie beim Menschen die beiden Geschlechter bestimmt werden: Durch Chromosomen, Keimdrüsen, Hormone und äußere Geschlechtsmerkmale. Bei den meisten Menschen stimmen Gene, Keimdrüsen und Hormone mit den äußeren Geschlechtsmerkmalen überein. Weibliche und männliche Embryonen lassen sich bereits in der 6./7. Schwangerschaftswoche optisch unterscheiden, nach der 12. Woche sei das Mädchen oder der junge per Ultraschall sichtbar. Das Identitätsgefühl sei „die Psychologie zum Geschlecht“, also das „Gefühl, mit dem Geburtsgeschlecht nicht zusammenzupassen“. Diese Geschlechtsdysphorien treten häufig mit Beginn der Pubertät auf. Bisher sei diese Phase in unserer Kultur eine Zeit des Suchens und Zweifelns und „mit Glück eine Zeit des Ausprobierens, ohne dass dies negative Folgen für den Rest des Lebens hat“. Durch das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz könne sich das jetzt ändern, denn nun könne auch das Geschlecht ausprobiert werden. „Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt, unbedingt und gleich jetzt!“ Aber: „Nicht alles, was einem jungen Menschen wichtig und dringend erscheint, ist langfristig richtig. Hier hat der Staat eine Fürsorgepflicht.“ Freund fragt, was zum Beispiel mit von Gewalt betroffenen Kindern geschehen solle, die sich aufgrund eines Traumas in ihrem Geschlecht nicht mehr sicher fühlen. „Statt politischer Verbesserungen und Psychotherapie Hormone und chirurgische Veränderung des Körpers.“ Sie fordere stattdessen eine gewaltfreie Umgebung für jedes Kind. „Natürlich kann es für Mädchen hart sein, in der Pubertät am eigenen Körper festzustellen, dass sie nun zur unterprivilegierten Klasse gehören werden. Natürlich, sage ich als Feministin, ist es gut, wenn sie das merkt und sich dagegen wehrt. Aber nicht durch Pubertätsblocker, Hormone und Operationen.“ Am Ende ruft sie: „Stoppt dieses Gesetz, gemeinsam für feministische Werte!“ 

„Diese Geschichten sind gerade dabei, als Allgemeinwissen verankert zu werden.“

Die Biologin Adenin warnt davor, Studien kritiklos hinzunehmen und sie stattdessen zu hinterfragen. Ihr Einstieg über die Altersforschung mag verwundern, doch sie verdeutlicht zwei sehr wichtige Punkte. 

Erstens könne bereits eine einzige fehlerhafte/gefälschte Studie zu beispiellosen Verzerrungen führen. 2024 wurde publik, dass Wissenschaftler in über 130 Veröffentlichungen des Chefs des US-amerikanischen Instituts für Altersforschung, Eliezer Masliah, Verdachtsmomente auf Fälschungen bezüglich des Parkinsonmedikaments ‚Prasinezumab‘ gefunden haben, von denen sich einige bereits bestätigt haben. Diese etwa 130 Artikel seien inzwischen in weiteren 18.000 Arbeiten zitiert worden. „Das ist ein Riesennetz, das sich immer weiter auffächert und unmöglich bis auf alle Ebenen nachvollziehbar ist.“ Und zweitens: In diesem Jahr habe Saul Justin Newman, Mitglied des Zentrums für Demografie in Oxford, eine Arbeit veröffentlicht, „die sämtliche Wissenschaft infrage stellt, die sich mit den sogenannten ‚Blue Zones‘ beschäftigt“. Von den überproportional vielen dort lebenden über 110-Jährigen haben tatsächlich nur 18% eine Geburtsurkunde. Daten weisen darauf hin, dass in allen Gebieten entweder Verwaltungsfehler oder Betrug vorliegen. Zudem herrschen in den betreffenden Zonen oft prekäre Lebensverhältnisse. Dennoch habe die Mär vom gesünderen Lebensstil der dortigen Einwohner den Weg in die Populärwissenschaft und ins Allgemeinwissen gefunden. „Was sich einmal ins Allgemeinwissen eingebrannt hat, ist nicht so leicht wieder rauszukriegen.“ Hier schlägt sie den Bogen zu den sogenannten genderaffirmativen medizinischen Behandlungen. Es gebe ausreichend Hinweise auf Studien, die so lange angepasst werden, bis sie sich in die Erzählung von der lebensrettenden Transition einfügen. Diese Geschichten von Wissenschaft seien auch den Politikern erzählt worden, die das SBGG beschlossen haben. Aber „wenn Wunschdenken über die tatsächlich vorhandenen Daten gestellt wird, dann ist es verdammt einfach, in eine Spirale abzurutschen, die vielleicht mit einem vorsichtigen Umformulieren anfängt und im Zweifelsfall bei expliziten Ergebnisfälschungen endet“. 

„Ich bin als Frau geboren und ich bin eine Frau.“

Auch die bayrische Landtagsabgeordnete Susann Enders spricht sich in ihrer dynamischen Rede gegen das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz aus. 

Anstatt die Diskriminierung allgemein zu bekämpfen, habe die Bundesregierung mit Inkrafttreten des SBGG genau das Gegenteil getan. Frauen werden sprachlich eliminiert und durch patriarchal geprägte Stereotypen ersetzt. Sie sei eine Frau! „Mir wurde bei meiner Geburt kein Geschlecht zugewiesen, weder von einer Hebamme, noch von einem Arzt und schon gar nicht von einem Einwohnermeldeamt (Anm.d.Autorin: sie meint vermutlich das Standesamt), wo man sich ja ab heute einmal im Jahr neu erfinden kann.“ Niemand dürfe diskriminiert werden und das bedeute auch, dass Frauenschutzräume und Lesbencommunities für biologische Männer Tabu seien. „Das SBGG ist der Irrweg einer woken Ideologiepolitik und eine Katastrophe für unsere Kinder.“ Das Gesetz missachte die Rechte von 51% unserer Gesellschaft, die der Frauen und Mädchen. An Marco Buschmann habe sie noch eine Botschaft: Ein Penis gehöre nicht in Frauenräume! 

„Der Begriff ‚Offenbarung‘ ist vielleicht das einzig Ehrliche an diesem ganzen Gesetz.“

Nach einer weiteren Musikpause ist Sabine Beppler-Spahl, Vorsitzende des Freiblickinstituts und Diplom-Ökonomin, an der Reihe. 

Sie stellt klar, dass das Gesetz nicht das Ergebnis einer großen Bürgerbewegung, sondern das ideologische Projekt kleiner, einflussreicher Aktivistengruppen sei. „Und wenn es freiheitlich wäre, warum müssen sie dann mit Bußgeldern gegen diejenigen drohen, die die Wahrheit offenbaren wollen?“ Auch sie bemerkt, dass es bei dem Wort ‚Offenbarung‘ nur um die Wahrheit gehen könne und das passe den Transaktivisten nicht. Stattdessen sei das Kunstwort ‚Deadnaming‘ erfunden worden. Bereits die Aufklärer haben gewusst, „dass, wenn die Sprache zurechtgebogen wird,[…],dass das keine Freiheit ist, sondern Tyrannei“. Kinder und Jugendliche lernen in der Schule nun, dass sie bestraft werden, wenn sie Fragen über die Wahrheit stellen. So geschehen sei es vor kurzem in England, wo eine 17-Jährige Fußballerin ihres Vereins verwiesen worden sei und sich nun mit einer „Untersuchung wegen Transphobie“ konfrontiert sehe. Ihr Verbrechen: Sie habe einen männlichen Spieler, der sich als Frau identifiziere, sowie den Schiedsrichter gefragt, ob es sicher sei, gegen einen Mann zu spielen. Zum Schluss geht Beppler-Spahl auch auf die Machenschaften der im Frühjahr 2023 geschlossenen Tavistock-Klinik ein: seit 2011 sei die Verschreibung von Pubertätsblockern dort faktisch ein Selbstzweck der Klinik gewesen. 

„Natürlich wird es irgendwann enden und natürlich werden wir Recht gehabt haben, aber darum geht es nicht!“

Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht wollte im Jahr 2022 einen wissenschaftlichen Vortrag über die zwei Geschlechter an ihrer Universität halten. Wegen des massiven Drucks seitens der Transaktivisten wurde der Vortrag von der Hochschulleitung abgesagt. Seitdem ist sie einem beispiellosen Shitstorm ausgesetzt und zur Hassfigur der Ideologen geworden. 

„Heute, am 01.11., wachen wir in einer dystopischen neuen Weltordnung auf.“ Seit zwei Jahren habe sie aus guten Gründen Angst, ihre Meldeadresse sei gesperrt. Aber: Von Frauen hervorgerufene Veränderungen seien nie über Nacht geschehen und es gebe immer Rückschläge. „Und heute ist kein guter Tag.“ Aber das sei kein Spiel und auch kein Kampf, den man einfach gewinne oder verliere. Alle Frauen haben jetzt viel zu verlieren und wenig zu gewinnen. Besonders, nachdem viele Abgeordnete dem Gesetz wider besseres Wissen zugestimmt haben, sei es wichtig, jetzt zusammenzustehen. „Sie wollen uns erzählen, die meisten Deutschen stehen hinter diesem Gesetz. Die meisten Deutschen wissen überhaupt nicht, was hier eigentlich abgeht!“ Das Gesetz sei erst der Anfang. Gesundheitsforderungen, Reparationszahlungen, Entfremdung der Kinder von ihren Eltern, das Kippen des Konversionsverbots: Auf all dies gebe es bereits konkrete Hinweise. Es gehe jetzt darum, den Schaden einzugrenzen, für die Opfer da zu sein, und immer wieder daran zu erinnern, was rational sei. Natürlich dürfe man die Opfer nicht als Schachfiguren benutzen, dennoch müsse man bei jedem Opfer daran erinnern, wer verantwortlich ist. „Und wir wissen, wer verantwortlich ist.“ 

„Was wir Frauen jetzt brauchen, ist Mut.“

Birgit Gärtner, Journalistin und Buch- sowie Blogautorin, mahnt an, dass viele Männer, die sich im Erwachsenenalter als Frau identifizieren, mit all ihren Privilegien als Jungen und Männer groß geworden sind und teilweise als solche jahrzehntelang Karriere gemacht haben.  

Dies schildert sie anhand der wahren Geschichte eines solchen Mannes, dem in einer Welt, in der Frauen nur 7,9% des gesamtdeutschen Parlaments ausgemacht haben, als Abiturient die Welt offen gestanden habe. Hätte dieser sich, so Gärtner, als Mann etabliert, der sich in Frauenkleidern wohlfühle, hätte er möglicherweise sogar als Vorbild für das Ausbrechen aus verkrusteten Rollenklischees gedient. Das Ausbrechen aus patriarchalen Rollenzwängen sei viel mutiger, als der Sprung in eine andere Stereotypenschublade. Daher fordert sie: „Das heute in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz muss zurückgenommen werden.“ 

Damit war der offizielle Teil beendet, aber auch das Open Mic wurde rege genutzt. Frauen sprachen über ihre Erlebnisse mit TransaktivistInnen, in Deutschland und im Ausland, in der Politik, im öffentlichen Leben oder im Freundeskreis; über Spießrutenläufe im Studium; eine neue gläserne Decke in der Wissenschaft; über transaffirmative Ansätze und Drohkulissen in Jugend- und Gesundheitseinrichtungen. Alle Beiträge waren schockierend, alle Beiträge waren mutig und großartig! 

 

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