Kundgebung “Für Wissenschaft, Demokratie, Frauen und Kinder! Weg mit dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz!”
Berlin, 01.11.2024, 12.05 Uhr
Die Partei lehrte einen, der Erkenntnis seiner Augen und Ohren nicht zu trauen.
(George Orwell, „1984“)
Am 01. November 2024 schrieben Frauen weltweit Geschichte. Anlass war das Inkrafttreten des „Selbstbestimmungsgesetzes“ in Deutschland. Gegen diese Gesetzgebung regt sich in Deutschland und international zunehmend Widerstand. Der Protest wurde angestoßen, erarbeitet und koordiniert durch die Initiative „Lasst Frauen sprechen!“ und LSquadBerlin / „Frauen sprechen“. Er erhielt weltweite solidarische Unterstützung. Auf der ganzen Welt haben um 12:05 Uhr Ortszeit Frauen gegen das „Selbstbestimmungsgesetz“ protestiert.
In Berlin fanden sich am 01.11.2024 um 12.05 Uhr etwa 250 Menschen unter dem Motto „Es ist schon Fünf nach Zwölf!“ im Spreebogenpark zwischen Kanzleramt und Reichstag zusammen, um sich gegen das frauenfeindliche Unrecht zu wehren.
Ankömmlingen bot sich dem Anlass entsprechend eine orwellsche Kulisse: Auf einem Banner prangt das der Dystopie nachempfundene Wahrheitsministerium, über einer sorgsam gestalteten Gefängniszelle hängt das Schild „Im Knast für die Wahrheit. 1984/2024“.
„Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!
Die Veranstalterin eröffnete die Kundgebung mit einem Hinweis auf Solidaritätsaktionen von Frauen in 22 Ländern, rund um den Globus. „Frauen auf der ganzen Welt haben die Schnauze voll!“, rief sie. Nach einer Schweigeminute um 12.05 Uhr verlas sie für die anwesende Presse die Forderungen der Zusammenkunft sowie die Regeln für die Teilnehmerinnen. National- oder Parteisymbolik sei nicht gestattet, zudem lehne man jeglichen Versuch einer Instrumentalisierung durch eine Partei entschieden ab.
„No homophobe in previous generations imagined, that they could punish gay people by castrating them as children, and here we are!”
Die erste in einer Reihe großartiger Rednerinnen war die Irin Dr. Helen Joyce, Journalistin, Bestsellerautorin, Mathematikerin und Direktorin für Lobbyarbeit der Menschenrechtsorganisation „Sex matters“. Sie sprach über die Auswirkung der Self-ID-Gesetze auf Kinder und Jugendliche, über als Progressivität getarnte Konversionstherapieansätze für homosexuelle Kinder und vor allem Lesben. Frauen und Mädchen, als verwundbarste Mitglieder der Gesellschaft, haben unter diesen Gesetzen keinen Anspruch mehr auf Schutzräume, sagte sie.
„Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.“
Die nächste Rednerin, Prof. em. Dr. Monika Barz, Sozialwissenschaftlerin, Professorin (em.) an der evangelischen Hochschule Reutlingen und Ludwigsburg (Frauen- und Geschlechterfragen) und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, nannte das SBGG ein Gesetz, das Wissenschaft ignoriere, die Meinungsfreiheit gefährde, Frauenrechte und Kinderschutz mit Füßen trete und einen Bruch in unserem bisherigen Rechtsverständnis darstelle. Mit der Friedensaktivistin und Grünen-Mitbegründerin Petra Kelly rief sie zu zivilem Ungehorsam auf.
„Was wir heute hier besprechen wollen, ist ein raffinierter Betrug!“
Bev Jackson, Gründungsmitglied der Gay Liberation Front und Co-Gründerin der LGB Alliance, hatte ihre Rede zuvor extra auf Deutsch geübt! „I am happy to be here, but very sad for the occasion.” Nie habe sie gedacht, 50 Jahre nach Gründung der Gay Liberation Front abermals gezwungen zu sein, zu betonen, sich nicht für Homosexualität schämen zu müssen. Das Selbstbestimmungsgesetz sei Betrug, egal, wie hübsch verpackt es sei.
„Offenbaren kann man nur die Wahrheit.“
Als nächstes sprach Dr. Isabel Rohner, Expertin für die Geschichte der Frauenwahlrechtsbewegungen, Co-Moderatorin von „Die Podcastin“. Das Gesetz mit dem tollen Namen verstoße in mehreren Punkten gegen das Grundgesetz. Ein Offenbarungsverbot, wie es das SBGG vorsieht, dürfe es in einer Demokratie gar nicht geben. Mit George Orwell betont sie: „Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“
„Und wie zu Beginn der 2. Lesben-/Frauenbewegung müssen wir Widerstand gegen geforderte Zwangsheterosexualität […]leisten!“
Gunda Schumann, Rechtsanwältin, Soziologin, Autorin, Vorstandsmitglied des Lesbischen Aktions Zentrums LAZ reloaded e.V. ging in ihrem Redebeitrag auf die „Auswirkung des SBGG auf lesbische Frauen“ ein, „die wegen ihrer sexuellen Orientierung ganz besonders im Fadenkreuz des Transgenderismus stehen“. Auf Grundlage des deutschen Rechts sowie des Völkerrechts stellte sie die Integrität des SBGG in Frage und rief Lesben zum Widerstand auf.
„Wenn die mal erfahren, dass das Ganze eine Lüge ist[…] das destabilisiert die Leute.“
Dr. Ingeborg Kraus, Diplom-Psychologin, Traumatherapeutin und Supervisorin, war die nächste Sprecherin. Sie sprach über ihre berufliche Erfahrung mit Menschen, die sich als „trans“ wahrnehmen. Diese haben sich stets in einer labilen Lebensphase, vor einem schwierigen Lebenshintergrund, zur „Transsexualität“ entschieden.
„Solange nicht jedem Mädchen jede Rolle offensteht, werden Mädchen zu Recht unter Geschlechtsdysphorie leiden.“
Die Ärztin Dr. Erna Freud sprach darüber, was es mit dem auffallend häufigen „Transitionswunsch“ unter Jugendlichen auf sich hat. „Nicht alles, was einem jungen Menschen wichtig und dringend erscheint, ist langfristig richtig. Hier hat der Staat eine Fürsorgepflicht.“
„Diese Geschichten sind gerade dabei, als Allgemeinwissen verankert zu werden.“
Die Biologin Adenin machte darauf aufmerksam, wie sich nur eine einzige fehlerhafte, gefälschte oder manipulierte Studie auf weitere Studien sowie auf die Wahrnehmung und das Wissen von Menschen über Sachverhalte auswirken kann. „Was sich einmal ins Allgemeinwissen eingebrannt hat, ist nicht so einfach wieder rauszukriegen.“
„Lasst uns gemeinsam stark sein für die Rechte von Frauen und Mädchen!“
Auch die bayrische Landtagsabgeordnete Susann Enders hielt eine starke Rede. Sie führte aus, wie das sog. Selbstbestimmungsgesetz 51% der Bevölkerung diskriminiert, indem es die Schutzräume von Frauen und Mädchen für Männer öffnet und damit Artikel 3 des Grundgesetzes entgegensteht. Sie rief alle Menschen dazu auf, friedlich von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen, um für die Abschaffung des Gesetzes zu kämpfen.
„Der Begriff ‚Offenbarung‘ ist vielleicht das einzig Ehrliche an diesem ganzen Gesetz.“
Sabine Beppler-Spahl, Vorsitzende des Freiblickinstituts und Diplom-Ökonomin, sprach über die Absurdität, die Offenbarung einer Wahrheit mit einem Bußgeld zu belegen. „Die Aufklärer wussten, dass, wenn die Sprache zurechtgebogen wird […], dass das keine Freiheit ist, sondern Tyrannei.“
„Natürlich wird es irgendwann enden und natürlich werden wir Recht gehabt haben, aber darum geht es nicht!“
Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht machte deutlich, warum es wichtig ist, weiterhin aufzuklären und sich dafür einzusetzen, dass Frauen und Kinder keinen Schaden durch das Gesetz nehmen. „Die meisten Deutschen wissen überhaupt nicht, was hier eigentlich abgeht.“
„Was wir Frauen jetzt brauchen, ist Mut.“
Birgit Gärtner, Journalistin und Buch- und Blogautorin, verdeutlichte anhand einer wahren Geschichte, dass das Ausbrechen aus patriarchalen Rollenzwängen viel mutiger wäre, als der Sprung in eine andere Stereotypenschublade und fordert: „Das heute in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz muss zurückgenommen werden.“
Damit war der offizielle Teil beendet, aber auch das Open Mic wurde rege genutzt. Frauen sprachen über ihre Erlebnisse mit TransaktivistInnen, in Deutschland und im Ausland, in der Politik, im öffentlichen Leben oder im Freundeskreis; über Spießrutenläufe im Studium; eine neue gläserne Decke in der Wissenschaft; über transaffirmative Ansätze und Drohkulissen in Jugend- und Gesundheitseinrichtungen. Alle Beiträge waren schockierend, alle Beiträge waren mutig und großartig!
Danke für viel Mut, Stolz und die Wahrheit!
F.G. & H.Z.