Liebe Anwesende,
wir stehen heute hier – in Rot gekleidet, mit weißen Hauben
nicht als Kulisse, nicht als Theater, sondern als Mahnung.
Diese Gewänder sind inspiriert von der Geschichte „Der Report der Magd“
einer Fiktion, die leider viel zu real geworden ist.
In dieser Geschichte werden Frauen ihrer Rechte beraubt,
ihres Namens, ihrer Freiheit, ihrer Körper.
Sie werden auf ihre Gebärfähigkeit reduziert
auf das, was der Staat, der Markt, die Männer von ihnen wollen.
Wir tragen diese Gewänder heute,
weil das, was einst als Warnung geschrieben wurde,
nun als Geschäft beworben wird.
Leihmutterschaft
so nennen sie es, wenn Frauen gemietet werden,
um Leben zu tragen, das nicht ihr eigenes sein darf.
Wenn Verträge bestimmen, wann sie essen, was sie tun, wie sie fühlen dürfen.
Wenn Geburt nicht mehr Beziehung, sondern Lieferung ist.
Was hier auf Messen angepriesen wird,
ist nichts anderes als das,
was Margaret Atwood als Dystopie beschrieben hat:
Ein System, in dem Frauen zu Ressourcen werden.
Wir stehen hier in Rot,
weil Rot die Farbe des Lebens ist
und weil dieses Leben uns gehört.
Nicht den Märkten,
nicht den Verträgen,
nicht denen, die glauben, man könne Würde kaufen.
Diese Kleidung ist unsere künstlerische Antwort.
Sie ist still, aber sie schreit.
Sie sagt:
„Seht uns an. Seht, was passiert, wenn Frauenkörper zur Ware werden.“
In Spanien, Frankreich, Mexiko, Italien
haben Frauen diese gleiche Kleidung getragen,
vor Kliniken, vor Parlamenten,
vor denselben Firmen, die heute hier Werbung machen.
Und sie haben gesagt:
Wir sind keine Gebärmütter.
Wir sind keine Mietkörper.
Wir sind keine Dienste.
Diese Performance ist nicht gegen einzelne Menschen,
nicht gegen die Sehnsucht nach Familie.
Sie richtet sich gegen ein System,
das das Leiden anderer als Lösung verkauft.
Gegen einen Markt, der mit Empathie wirbt
und Ausbeutung praktiziert.
Unsere roten Kleider erinnern daran,
dass jede Frau das Recht hat,
über ihren Körper, ihr Leben und ihr Sein selbst zu bestimmen.
Dass Mutterschaft niemals käuflich sein darf
und dass Kinder nicht das Produkt einer Industrie sind.
Wenn wir heute still stehen,
dann nicht, weil wir ohnmächtig sind,
sondern weil wir die Stille zu einer Sprache machen.
Eine Sprache, die sagt:
Genug.
Genug von der Objektifizierung.
Genug von der Entmenschlichung.
Genug davon, dass aus Schmerz ein Markt gemacht wird.
Wir stehen hier in Rot
nicht als Symbol der Unterwerfung,
sondern als Zeichen der Würde.
Wir stehen hier, um uns zu erinnern:
Dass der Körper einer Frau heilig ist.
Dass er nicht vermietet, verkauft oder verwaltet werden darf.
Dass jede Frau – egal wo sie lebt
das Recht auf Freiheit, Selbstbestimmung und Schutz hat.
Und wir stehen hier, um zu sagen:
Diese Messe darf nicht weitergehen.
Nicht in Köln, nicht in Deutschland,
nicht in einer Gesellschaft, die Menschlichkeit ernst nimmt.
Wir sind hier
nicht als Mägde,
sondern als Frauen.
Als freie, ganze, unantastbare Subjekte.
Danke




