Mut ruft über­all Mut her­vor – Rede zur Demons­tra­ti­on am 4.3.23 in München

12. Mrz 2023

Rede von Rona Duwe zur Demons­tra­ti­on für Frau­en­rech­te am 4. März 2023 in München

„Dein Schwei­gen wird Dich nicht schüt­zen.“
Aud­re Lourdes

„Mut ruft über­all Mut her­vor“
Mil­li­cent Fawcett

Vor unge­fähr sechs Jah­ren habe ich vol­ler Angst und Empö­rung auf Twit­ter beob­ach­tet, wie Frau­en beschimpft, bedroht und von Social Media gesperrt wur­den oder ihren Job ver­lo­ren. War­um? Weil sie auf der Rea­li­tät beharr­ten, dass Män­ner kei­ne Frau­en sein können.

Ich war eine der Frau­en, die nur heim­lich bei ande­ren mit­las und mich nicht wirk­lich trau­te, zu mei­ner Hal­tung zu ste­hen. Damals waren wir sehr weni­ge. Vor 2 Jah­ren habe ich auch begon­nen, offen mit mei­nem Namen zu mei­ner Hal­tung zu ste­hen. Vor 2 Jah­ren haben wir in Deutsch­land begon­nen gegen das Selbst­bestim­mungs­gesetz zu pro­tes­tie­ren. Ich war bei einer der ers­ten Demons­tra­tio­nen in Köln dabei.

Seit­dem bin ich die men­schen­ver­ach­ten­de, hass­erfüll­te TERF und SWERF und angeb­lich für den Tod unzäh­li­ger Män­ner ver­ant­wort­lich, weil ich Tweets schrei­be wie „Män­ner kön­nen kei­ne Frau­en sein“ oder „es gibt kein Men­schen­recht auf Sex“ – und das auch noch mit mei­nem Namen. Seit letz­ter Woche soll ich nun auch kri­mi­na­li­siert wer­den, weil ich merk­wür­di­ge Ver­bin­dun­gen der deut­schen Trans­lob­by benen­ne und dazu mit mei­nem Namen stehe.

Ich bin wäh­rend die­ser Zeit durch eine kon­stan­te Ent­wick­lung gegan­gen und habe viel von ande­ren Frau­en gelernt.

Eine mei­ner wich­tigs­ten Lek­tio­nen ist, dass wir den Mut haben müs­sen, die Rea­li­tät zu benen­nen und dass wir uns nur an der Rea­li­tät fest­hal­ten kön­nen, wenn um uns her­um Fik­tio­nen, Ideo­lo­gien und Neo­re­li­gio­nen regie­ren. Es ist nicht höf­lich zu lügen, damit ein ande­rer Mensch sich bes­ser fühlt. Es ist nicht höf­lich, eine Lüge zu fordern. 

Die Rea­li­tät ist, dass wir die Frau­en sind und dass kein Mensch sein Geschlecht wech­seln kann.

Für uns Frau­en ist die­se Rea­li­tät beson­ders wich­tig, denn unse­re kör­per­li­che Rea­li­tät ver­ur­sacht, dass wir welt­weit unter­drückt wer­den. War­um? Weil wir das Poten­zi­al haben, Leben durch unse­ren Kör­per zu schaf­fen. Die­se Fähig­keit hat bis­her kein Mann uns strei­tig machen kön­nen. Die­se Fähig­keit ver­ur­sacht aber auch, dass Män­ner uns has­sen. Denn ohne uns lebt nichts – auch kein ein­zi­ger Mann.

Män­ner brau­chen uns – schon allein, um zu exis­tie­ren. Wel­che Demütigung!

Alle aktu­el­len Angrif­fe auf unse­re Kör­per, unse­re Spra­che, unse­re Rech­te und unse­re Räu­me las­sen sich dar­auf zurück­füh­ren, dass Män­ner uns has­sen, weil sie kei­ne Frau­en sind.

“Frau­en haben kaum eine Vor­stel­lung davon, wie sehr Män­ner sie has­sen“ sag­te Ger­maine Gre­er. Vie­le Frau­en wol­len das lie­ber nicht wis­sen. So schrieb auch bereits Dwor­kin “Ich glau­be, vie­le Frau­en wider­set­zen sich dem Femi­nis­mus, weil es eine Qual ist, sich der bru­ta­len Frau­en­feind­lich­keit, die die Kul­tur, die Gesell­schaft und alle per­sön­li­chen Bezie­hun­gen durch­dringt, voll bewusst zu sein.”

Ich ste­he dafür, der Wahr­heit ins Gesicht zu sehen und die Wahr­heit zu benen­nen – auch wenn sie weh tut. Denn nur, wenn wir uns der Wahr­heit stel­len, kön­nen wir uns fun­diert für Ver­bes­se­run­gen einsetzen.

In einer Zeit, in der auf der gan­zen Welt eine Kri­se der nächs­ten folgt, sind Män­ner damit beschäf­tigt, ihr Recht auf gren­zen­lo­ses Aus­le­ben ihrer Fik­tio­nen, Per­ver­sio­nen und Kinks durch­zu­set­zen. Shei­la Jef­freys nennt das ein male sexu­al rights move­ment. Die­ses Geba­ren ist die Grund­la­ge für alle aktu­el­len Angrif­fe auf unse­re Körper:

  • Leih­mut­ter­schaft und Eizellenspende

  • Pro­sti­tu­ti­on

  • Sel­fID und den Sta­tus Frau durch Sprechakt

  • Gewalt gegen Frau­en und Femizid

  • Die Vater­rechts­be­we­gung, die uns unse­re Kin­der nimmt

  • Die Inva­si­on von Män­nern in Lesbenräume

Wenn wir dazu Fra­gen stel­len und Kri­tik äußern, wer­den wir beschimpft und nie­der­ge­schrien oder von den deut­schen Medi­en als TERFs und Scheiß­hau­fen hingestellt.

Was kön­nen wir tun? Es wird uns nichts nüt­zen zu schwei­gen und ängst­lich zu sein.

Ich ste­he dafür, dass es not­wen­dig und ange­mes­sen ist, für uns Frau­en, Les­ben, Müt­ter und Mäd­chen ein­zu­ste­hen. Nie­mand ande­res außer uns wird das tun. Ja, sie wer­den uns beschimp­fen. Ja, sie wer­den uns bedro­hen. Ja, sie wer­den uns womög­lich auch angrei­fen oder sie wer­den uns unse­re Lebens­grund­la­ge neh­men. Wenn wir schwei­gen, wer­den sie es eben­falls tun.

Daher: Wir müs­sen das Schwei­gen been­den und uns gemein­sam auf­stel­len als gro­ße und star­ke Wand und als Hüte­rin­nen der Rea­li­tät und des Lebens. Wir Frau­en ste­hen für die Rea­li­tät, denn wir schaf­fen die Rea­li­tät jedes Men­schen durch unse­re Körper. 

Lasst uns unse­re Angst, unse­re Ohn­macht und unse­re Wut in Mut umwandeln. 

Denn: Mit wüten­den Frau­en ist zu rechnen. 

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