Über­ar­bei­tung des Lehr­ma­te­ri­als „Schu­le der Viel­falt“ in NRW

3. Okt 2023

Wie wir der Pres­se ent­neh­men konn­ten, zeigt sich das Bun­des­land NRW als ers­tes Bun­des­land in Deutsch­land beson­ders fort­schritt­lich bezüg­lich der Ände­run­gen des Schul­pro­gramms unter dem Titel „Schu­le der Vielfalt“.

Laut einem Arti­kel der WELT[1] plant das Minis­te­ri­um für Schu­le und Bil­dung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len unter Minis­te­rin Doro­thee Fel­ler (CDU) das Lehr­ma­te­ri­al zu ändern und den ver­al­te­ten Unter­richts­stoff zeit­ge­mäß zu über­ar­bei­ten. Damit folgt das Minis­te­ri­um der Ent­wick­lung in ande­ren euro­päi­schen Län­dern auf der Grund­la­ge von aktu­el­len Stu­di­en[2] [3]. Wir möch­ten Frau Doro­thee Fel­ler an die­ser Stel­le sehr herz­lich für die­se weg­wei­sen­de Ent­schei­dung danken.

Mit die­sem Schritt beweist Frau Fel­ler und ihr Minis­te­ri­um, dass sie Sor­gen der Eltern ernst neh­men und sich der Auf­ga­be der viel­sei­ti­gen Auf­klä­rung in unse­ren Schu­len stel­len. Wir sind zuver­sicht­lich, dass die­se Kurs­kor­rek­tur gewis­sen­haft umge­setzt wird. Dazu haben wir bereits im Febru­ar 2023 den nord­rhein-west­fä­li­schen Leh­rer­ver­band (NRWL) und den Vor­sit­zen­den Andre­as Bartsch mit unse­rem offe­nen Brief ange­regt[4]. Welt­weit zei­gen sich infor­mier­te Eltern besorgt über die Ver­mitt­lung von ideo­lo­gisch gepräg­ten Unter­richts­in­hal­ten an den Schu­len ihrer Kin­der. In Kana­da gehen inzwi­schen tau­sen­de Eltern dage­gen auf die Stra­ße[5].

Die aktu­el­len Stu­di­en bele­gen, dass das För­dern einer soge­nann­ten „sozia­len Tran­si­ti­on“[6] in Peer­groups, Fami­li­en und Schu­len den Wunsch nach kör­per­inva­si­ven und dau­er­haft schä­di­gen­den Maß­nah­men ver­stärkt. Lei­der will Deutsch­land laut unse­rer Infor­ma­tio­nen – im Gegen­satz zu Län­dern wie Schwe­den, Groß­bri­tan­ni­en, Finn­land, Frank­reich und Däne­mark – wei­ter­hin die Ver­ga­be von soge­nann­ten Puber­täts­blo­ckern an Min­der­jäh­ri­ge zulas­sen. Auch eine Alters­be­schrän­kung für dras­ti­sche Maß­nah­men der plas­ti­schen Chir­ur­gie wie bspw. eine Ampu­ta­ti­on gesun­der Brüs­te sind in der kom­men­den S3-Richt­li­nie laut unse­rer Infor­ma­tio­nen nicht vor­ge­se­hen. Schon 2010 wur­den sol­che Maß­nah­men an Min­der­jäh­ri­gen in Deutsch­land durch­ge­führt[7]. Eine Erfas­sung aktu­el­ler Zah­len der betrof­fe­nen Min­der­jäh­ri­gen in Deutsch­land fehlt.

Wir begrü­ßen, dass das Bil­dungs­mi­nis­te­ri­um im bevöl­ke­rungs­reichs­ten Bun­des­land Deutsch­lands sich dafür ein­setzt, dass nun in Schu­len die Risi­ken die­ser Maß­nah­men ver­mit­telt wer­den. Wir möch­ten Doro­thee Fel­ler und wei­te­re Kul­tus­mi­nis­te­ri­en in Deutsch­land ermu­ti­gen, dass sie wie bei­spiels­wei­se Groß­bri­tan­ni­en, die Bestär­kung von Min­der­jäh­ri­gen in der Fik­ti­on, das Geschlecht wech­seln zu kön­nen, an Schu­len voll­stän­dig ein­stel­len[8]. Das Geschlecht lässt sich nicht wech­seln. Es steht bereits zum Zeit­punkt der Emp­fäng­nis fest.

Schu­len soll­ten Orte sein, die sich gemäß der UN-Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on an der Ver­mitt­lung von Fak­ten ori­en­tie­ren, nicht an poten­zi­ell kör­per­schä­di­gen­den Welt­an­schau­un­gen und Ideo­lo­gien[9]. Dazu gehört auch die För­de­rung der Akzep­tanz sexu­el­ler Viel­falt in Form von Homo- und Bise­xua­li­tät sowie unter­schied­li­cher Fami­li­en­for­men[10]. „Geschlecht­li­che Viel­falt“ hal­ten wir dage­gen für ein irre­füh­ren­des Kon­zept. Hier wird sug­ge­riert, es gäbe mehr als zwei Geschlech­ter, es exis­tie­re eine ange­bo­re­ne „Geschlechts­iden­ti­tät“ und Men­schen könn­ten ihr Geschlecht frei wäh­len. Wir hal­ten es für rück­schritt­lich und schäd­lich, die­sen Glau­ben an Kin­der und Jugend­li­che zu ver­mit­teln. Damit wer­den ste­reo­ty­pe Geschlech­ter­rol­len ver­fes­tigt, statt Kin­der und Jugend­li­che in Indi­vi­dua­li­tät und Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung zu unterstützen.

Es soll­te Kon­sens sein, dass jedes Kind im rich­ti­gen Kör­per gebo­ren ist und dass es kei­nen rich­ti­gen oder fal­schen Weg gibt, ein Mäd­chen oder ein Jun­ge zu sein.

Kin­der und Jugend­li­che soll­ten ler­nen, dass ihr gege­be­nes Geschlecht sie nicht in ihren Aus­drucks­for­men und Lebens­chan­cen behin­dern soll­te und dass sie sich und ihren Kör­per anneh­men ler­nen. Ein beson­de­res Augen­merk soll­te dabei auf der Stär­kung von Mäd­chen gegen Sexis­mus lie­gen und an der Schu­lung von Jun­gen gegen sexis­ti­sches und miso­gy­nes Ver­hal­ten. Hier­mit wird der für Deutsch­land ver­pflich­ten­den UN-Frauen­rechts­konvention CEDAW[11] entsprochen.

Femi­nis­ti­sche Grup­pie­run­gen in Deutsch­land pla­nen nach dem Vor­bild der bri­ti­schen Femi­nis­tin­nen[12] Mate­ri­al zur Ver­fü­gung zu stel­len, das Schu­len dabei unter­stützt, Kin­dern und Jugend­li­chen sexu­el­le Auf­klä­rung und Viel­falt jen­seits regres­si­ver Ste­reo­ty­pe zu ver­mit­teln. Wir hal­ten das für ein wich­ti­ges Ziel in einer Zeit, in der Social Media unrea­lis­ti­sche Vor­stel­lun­gen davon ver­mit­telt, wie ein rich­ti­ges Mäd­chen oder ein rich­ti­ger Jun­ge zu sein hat.

Gern tre­ten wir in einen Dia­log mit Poli­ti­kern, Minis­te­ri­en und Par­tei­en, um unse­re Per­spek­ti­ve auf die Gen­der­de­bat­te zu prä­sen­tie­ren. Wir ermu­ti­gen ande­re Bun­des­län­dern, dem weg­wei­sen­den Bei­spiel von Nord­rhein-West­fa­len zu folgen.

[1] https://www.welt.de/regionales/nrw/article247735986/Schueler-sollen-erstmals-vor-Risiken-von-Geschlechtsumwandlung-gewarnt-werden.html?i%E2%80%A6

[2] https://www.theguardian.com/society/2020/dec/15/gender-stereotyping-is-harming-young-peoples-mental-health-finds-uk-report

[3] https://www.theguardian.com/education/2020/sep/25/government-issues-gender-identity-guidance-for-teachers-in-england

[4] https://lasst-frauen-sprechen.de/offener-brief-an-den-nordrheinwestfaelischen-lehrerverband

[5] https://theconversation.com/how-the-parental-rights-movement-gave-rise-to-the-1-million-march-4-children-213842

[6] https://statsforgender.org/social-transition/

[7] https://www.kindergynaekologie.de/fachwissen/korasion/2012/transsexualitaet-im-kindes-und-jugendalter/

[8] https://www.telegraph.co.uk/news/2023/09/16/trans-children-pupils-teachers-schools-guidance-regulator/

[9] UNCRC, Arti­kel 28

[10] Eine aus­führ­li­che Beschrei­bung„ war­um Geschlechts­iden­ti­täts­ge­set­ze mit Mäd­chen- und Frau­en­rech­ten unver­ein­bar sind, fin­den Sie in der Erklä­rung über die Rech­te von Frau­en auf der Grund­la­ge ihres Geschlechts (WDI, 2019), die unse­re Initia­ti­ve unter­zeich­net hat. Hier ins­be­son­de­re Arti­kel 9 g)

[11] https://unwomen.de/cedaw/

[12] https://sex-matters.org/posts/updates/ehrc-to-correct-inaccurate-schools-guidance/

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