4 Grün­de, war­um wir den Begriff „Geschlechts­dys­pho­rie“ ver­mei­den sollten

22. Feb 2023

Gast­bei­trag von Ste­fa­nie Bode

Die Trans-Debat­te ist eine Debat­te über Spra­che und Kon­zep­te. Begrif­fe wie „trans­gen­der“ und „trans­se­xu­ell“ wer­den unter Radi­kal­fe­mi­nis­tin­nen hef­tig diskutiert.

Vie­le spre­chen sich gegen die Ver­wen­dung die­ser Begrif­fe aus, da sie die dahin­ter­ste­hen­de fal­sche Annah­me unter­stüt­zen, dass eine Per­son ihr Geschlecht ändern kann.

Auf der Suche nach prä­zi­sen Begrif­fen, um die Prak­ti­ken und Ideen des Trans­gen­de­ris­mus in Fra­ge zu stel­len, grei­fen gen­der­kri­ti­sche und radi­ka­le Femi­nis­tin­nen immer häu­fi­ger auf einen ande­ren Begriff zurück: „Geschlechts­dys­pho­rie“.

Kürz­lich ver­kün­de­te eine Frau in den sozia­len Medien:

„Ich hat­te gera­de eine wun­der­ba­re Idee. Von nun an ver­su­che ich, die Abkür­zung PGD – Men­schen mit Geschlechts­dys­pho­rie – anstel­le von ‚Trans-Men­schen‘ zu verwenden.“

Als aus­ge­bil­de­te und prak­ti­zie­ren­de Psy­cho­the­ra­peu­tin, aber vor allem als Radi­kal­fe­mi­nis­tin, leh­ne ich das Kon­zept der Geschlechts­dys­pho­rie ab.

Statt­des­sen soll­ten wir die dem Begriff zugrun­de­lie­gen­den Annah­men dis­ku­tie­ren und eine kla­re Spra­che ver­wen­den, die die Prak­ti­ken und die Ideo­lo­gie des Trans­gen­de­ris­mus beschreibt und kri­ti­siert. Hier sind die Grün­de dafür.

 

1. Das Kon­zept „Geschlechts­dys­pho­rie“ ist sexistisch

Das 5. Dia­gnos­ti­schen und Sta­tis­ti­schen Hand­buch Psy­chi­scher Stö­run­gen (DSM‑5) ver­wen­det für die Dia­gno­se „Geschlechts­dys­pho­rie“ den Begriff „Gen­der“, wenn es „Geschlecht“ oder „Geschlech­ter­rol­le“ meint. Es ist unklar, ob die AutorIn­nen einen Unter­schied zwi­schen die­sen Begrif­fen erkennen.

Indem sie „Gen­der“ manch­mal für „Geschlecht“ und manch­mal für „Geschlech­ter­rol­len“ ver­wen­den, igno­rie­ren sie die femi­nis­ti­sche Defi­ni­ti­on von Geschlech­ter­rol­le als patri­ar­cha­les Instru­ment der Unter­drü­ckung von Frau­en. Indem sie „Gen­der“ ver­wen­den, wenn sie „Geschlecht“ mei­nen, offen­ba­ren sie, dass sie nicht an die mate­ri­el­le Rea­li­tät geschlecht­li­cher Kör­per glau­ben, son­dern dem Kult der „Genderidentität“/„Geschlechtsidentität“ anhängen.

Das DSM‑5 defi­niert „Geschlechts­dys­pho­rie“ bei Jugend­li­chen und Erwach­se­nen als „min­des­tens sechs Mona­te andau­ern­de Inkon­gru­enz zwi­schen dem erlebten/ausgedrückten Gen­der und dem zuge­wie­se­nen Gen­der“. Die­ser Zustand soll­te sich durch min­des­tens zwei der fol­gen­den Punk­te mani­fes­tie­ren (mei­ne eige­ne Über­set­zung in Klammern):

  • Eine deut­li­che Inkon­gru­enz zwi­schen dem erlebten/ausgedrückten Gen­der [Geschlechts­rol­len­ste­reo­typ] und den pri­mä­ren und/oder sekun­dä­ren Geschlechtsmerkmalen
  • Ein star­ker Wunsch, die eige­nen pri­mä­ren und/oder sekun­dä­ren Geschlechts­merk­ma­le los­zu­wer­den, weil eine deut­li­che Inkon­gru­enz mit dem erlebten/ausgedrückten Gen­der [Geschlechts­rol­len­ste­reo­typ] besteht
  • Ein star­kes Ver­lan­gen nach den pri­mä­ren und/oder sekun­dä­ren Geschlechts­merk­ma­len des ande­ren Gen­ders [Geschlechts]
  • Ein star­kes Ver­lan­gen, das ande­re Gen­der [Geschlecht] oder ein alter­na­ti­ves Geschlecht [?] zu sein, das sich von dem zuge­wie­se­nen [?] Gen­der [Geschlecht] unterscheidet
  • Ein star­kes Ver­lan­gen, als das ande­re Gen­der [Geschlecht] oder als ein alter­na­ti­ves Gen­der [?], das sich von dem zuge­wie­se­nen [?] Gen­der [Geschlecht] unter­schei­det, behan­delt zu werden
  • Eine star­ke Über­zeu­gung, dass man die typi­schen Gefüh­le und Reak­tio­nen des ande­ren Gen­ders [Geschlechts] oder eines alter­na­ti­ven Gen­ders [?] hat, das sich von dem zuge­wie­se­nen [?] Gen­der [Geschlecht] unterscheidet

Die Defi­ni­ti­on für „Geschlechts­dys­pho­rie“ bei Kin­dern klingt sehr ähn­lich, fügt aber noch eine „Vor­lie­be für gegen­ge­schlecht­li­che Klei­dung“, Spiel­zeug, Spie­le und Akti­vi­tä­ten hin­zu, die kul­tu­rell mit dem ande­ren Geschlecht asso­zi­iert wer­den. Für alle Alters­ka­te­go­rien betont das DSM‑5, dass „um die Kri­te­ri­en für die Dia­gno­se einer Geschlechts­dys­pho­rie zu erfül­len, der Zustand auch mit kli­nisch bedeut­sa­men Belas­tun­gen oder Beein­träch­ti­gun­gen in sozia­len, beruf­li­chen oder ande­ren wich­ti­gen Funk­ti­ons­be­rei­chen ver­bun­den sein muss“.

„Geschlechts­dys­pho­rie“ ist nicht weni­ger ein sozia­les Kon­strukt als „Gen­der “ es ist. Das Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ kon­zen­triert sich zum einen auf den Lei­dens­druck und zum ande­ren auf eine Geschich­te, die die­sen Lei­dens­druck erklä­ren soll – die Inkon­gru­enz zwi­schen Geschlecht und Geschlechtsrollenstereotypen.

Die Ver­wen­dung des Begriffs „Inkon­gru­enz“ im Rah­men die­ser Kri­te­ri­en legt nahe, dass jeder Mensch eine Geschlech­ter­rol­le erfüllt oder erfül­len soll­te. Damit wer­den weder Geschlech­ter­rol­len noch Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen selbst abge­lehnt. Statt­des­sen wer­den sie bejaht, pro­ble­ma­ti­siert wird ledig­lich ein mög­li­ches Unbe­ha­gen mit ihnen. Die Kri­te­ri­en basie­ren auf Vor­stel­lun­gen, wie eine Kon­gru­enz zwi­schen Geschlecht und Geschlech­ter­rol­len aus­se­hen wür­de, was die Idee tra­di­tio­nel­ler Geschlech­ter­rol­len bekräftigt.

 

2. Das Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ ist vage

Wenn man von „jeman­dem mit Geschlechts­dys­pho­rie“ spricht, kann das vie­le ver­schie­de­ne Din­ge bedeu­ten. Zum Beispiel:

  • Eine Frau ent­spricht nicht den tra­di­tio­nel­len Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen und stellt fest, dass sie von ande­ren eher akzep­tiert wird, wenn sie so tut, als sei sie ein Junge
  • Eine Frau erhält stän­dig die Bot­schaft, dass Homo­se­xua­li­tät etwas Schreck­li­ches ist, und wird belohnt, wenn sie sich statt­des­sen als das ande­re Geschlecht präsentiert
  • Eine Frau hat den Drang, ihren Kör­per zu schä­di­gen oder emp­fin­det eine star­ke Abnei­gung gegen ihren Körper
  • Ein Mann hat durch den Kon­sum von Por­no­gra­fie einen auto­gy­n­o­phi­len Fetisch ent­wi­ckelt

Der Begriff „Geschlechts­dys­pho­rie“ ist ein Sam­mel­be­griff, ähn­lich wie der Begriff „Trans­gen­der“. Er ist im Grun­de nutz­los, wenn wir ande­re über Trans­gen­de­ris­mus auf­klä­ren wollen.

Es gibt vie­le ande­re Mög­lich­kei­ten, die psy­chi­sche Belas­tung einer Per­son in Bezug auf geschlechts­be­zo­ge­ne Erfah­run­gen oder gesell­schaft­lich beding­ter Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen zu benen­nen. Zum Bei­spiel kann man sagen, ein Mäd­chen, eine Frau erlebt Trau­rig­keit, Ver­zweif­lung, ist viel­leicht sogar sui­zi­dal, und setzt das mit Bewer­tun­gen über ihren her­an­wach­sen­den Kör­per in Bezug. Oder eine Per­son hat die Über­zeu­gung, dass sie eine bestimm­te Geschlech­ter­rol­le erfül­len muss; sie ist unsi­cher, äng­lich, obses­siv mit der Wahr­neh­mung durch ande­re beschäf­tig; sie hat eine Kör­per­dys­pho­rie oder, in den Wor­ten von Jen­ni­fer Bilek, erlebt eine von der Gen­der-Indus­trie ver­herr­lich­te und geför­der­te Dis­so­zia­ti­on vom eige­nen Körper.

Es ist nicht not­wen­dig, einen psych­ia­tri­schen Begriff zu ver­wen­den, der nur sexis­ti­sche Vor­stel­lun­gen ver­mit­telt und kei­ne spe­zi­fi­schen Infor­ma­tio­nen dar­über preis­gibt, wor­auf man sich bezieht. Wenn ande­re von „Geschlechts­dys­pho­rie“ spre­chen, müs­sen wir sie fra­gen: Was genau meinst du damit? Das Bemü­hen um Klä­rung hilft der Spre­che­rin und dem Publi­kum, den sozi­al kon­struk­ti­ven Cha­rak­ter von Trans­gen­de­ris­mus bes­ser zu ver­ste­hen, und ermög­licht eine kri­ti­sche Betrach­tung, auch in Gesprä­chen mit Men­schen, die die­se Bezeich­nung für sich selbst verwenden.

Die femi­nis­ti­schen Akti­vis­tin­nen Elie und Nele von der Kam­pa­gne Post Trans berich­ten, dass vie­le betrof­fe­ne Frau­en Erleich­te­rung erfah­ren, jedes Gefühl als das zu benen­nen, „was es ist“, anstatt sich auf den Begriff „Geschlechts­dys­pho­rie“ zu beziehen.

Sie erklä­ren, dass Frau­en ihre Erfah­run­gen spe­zi­fi­zie­ren kön­nen, indem eine zum Bei­spiel sagt, dass sie sich unwohl fühlt, als Frau gese­hen zu wer­den oder dass sie sich mit ihren Brüs­ten unwohl fühlt. Das Her­un­ter­bre­chen psych­ia­tri­scher Begrif­fe auf spe­zi­fi­sche Erfah­run­gen und Wahr­neh­mun­gen ermög­licht es, Frau­en zu ent­pa­tho­lo­gi­sie­ren, unse­re gemein­sa­men Erfah­run­gen zu beto­nen und Ver­bin­dung zwi­schen uns herzustellen.

 

3. Das Kon­zept unter­stützt die Ideen und Prak­ti­ken des Transgenderismus

Die Ver­wen­dung des Begriffs „Geschlechts­dys­pho­rie“ geht mit der Annah­me ein­her, dass die betref­fen­de Wahr­neh­mung oder Erfah­rung eine Form der kli­ni­schen Inter­ven­ti­on erfor­dert. Immer­hin han­delt es sich um eine kli­ni­sche Diagnose.

Die so genann­te „Behand­lung“, die von der kli­ni­schen Gemein­schaft im Jahr 2022 emp­foh­len wird, besteht aus Hor­mon­blo­ckern, der Bekräf­ti­gung gegen­ge­schlecht­li­cher Fan­ta­sien und der Durch­füh­rung inva­si­ver Ope­ra­tio­nen, die immer gesund­heit­lich schäd­lich sind. Aber selbst wenn anstel­le medi­zi­ni­scher Maß­nah­men eine Psy­cho­the­ra­pie emp­foh­len wird, bewegt sich die­se immer noch in einem psych­ia­trisch-frau­en­feind­li­chen Rahmen.

Es gibt ande­re Mög­lich­kei­ten, mit dem Leid umzu­ge­hen, das von den Betrof­fe­nen mit dem eige­nen Kör­per und gesell­schaft­li­chen Zuschrei­bun­gen in Zusam­men­hang gebracht wird. Eini­ge Frau­en berich­ten anek­do­tisch, dass ihnen der Radi­kal­fe­mi­nis­mus gehol­fen hat. Dies wird aber nicht ein­mal von gen­der­kri­ti­schen Psy­cho­the­ra­peu­ten als poten­zi­el­le Lösung oder als Mög­lich­keit zur Kana­li­sie­rung die­ses Lei­dens ange­se­hen. Nie­mand emp­fiehlt femi­nis­ti­schen Akti­vis­mus oder das Auf­su­chen radi­kal­fe­mi­nis­ti­scher les­bi­scher Gemeinschaften.

In der Regel wei­sen psych­ia­tri­sche und psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Fach­leu­te nicht auf die uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen von Psy­cho­the­ra­pie hin, wie z. B. ihre nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Befrei­ung und das femi­nis­ti­sche Bewusst­sein von Frau­en, wie Celia Kit­zin­ger und Rachel Per­kins uns schon vor lan­ger Zeit gewarnt haben.

Statt­des­sen zei­gen die­je­ni­gen, die sich auf das psych­ia­tri­sche Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ bezie­hen, wenn sie die Pro­ble­me des Trans­gen­de­ris­mus dis­ku­tie­ren, eine unkri­ti­sche Sicht auf das gesam­te Sys­tem der Psy­cho­the­ra­pie und der Psych­ia­trie selbst, die die Insti­tu­ti­on der psych­ia­tri­schen Dia­gno­sen einschließt.

Als Femi­nis­tin­nen müs­sen wir die­se Sys­te­me und die von ihnen ver­wen­de­ten Kon­zep­te kri­ti­sie­ren, eine Arbeit, die Femi­nis­tin­nen wie Phyl­lis Ches­ler und Celia Kit­zin­ger schon vor vie­len Jah­ren begon­nen haben. Dies gilt ins­be­son­de­re für Fra­gen im Zusam­men­hang mit Geschlecht und Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen, die Shei­la Jef­freys seit Jahr­zehn­ten dokumentiert.

Die Auf­recht­erhal­tung der Bezeich­nung „Geschlechts­dys­pho­rie“ bestä­tigt die psych­ia­tri­sche Vor­stel­lung, dass der Kör­per das eigent­li­che Pro­blem ist, und in femi­nis­ti­schen Krei­sen sug­ge­riert sie, dass die Lin­de­rung des Lei­dens auf indi­vi­du­el­ler Ebe­ne das Haupt­an­lie­gen von Femi­nis­tin­nen sein sollte.

Dar­über hin­aus scheint es, dass die Dia­gno­se selbst die Sym­pto­me erzeugt, die sie zu beschrei­ben ver­sucht. Eini­ge Frau­en berich­te­ten, dass die Abnei­gung gegen ihren Kör­per erst begann, nach­dem ande­re ihnen das Eti­kett „Geschlechts­dys­pho­rie“ zuge­wie­sen hat­ten, was ein Bei­spiel für den star­ken kon­sti­tu­ti­ven Cha­rak­ter von Kon­zep­ten und Ideen ist. Wie Emi­ly Köh­ler in ihrem Vor­trag bei der Women’s Decla­ra­ti­on Inter­na­tio­nal bezeug­te, hat sie durch den inner­li­chen Bezug zu dem Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ gelernt, die Ver­bin­dung zu ihrem Kör­per zu verlieren.

Die Dia­gno­se und das Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ selbst sind zu 100 % mit der aktu­el­len Ideo­lo­gie der „Geschlechts­iden­ti­tät“ ver­wo­ben. Es ist wider­sprüch­lich, letz­te­re zu ver­ur­tei­len und ers­te­re als rich­tig und gül­tig zu betrach­ten. Das Eti­kett ist so stark mit der Gen­der-Indus­trie ver­bun­den, dass wir eine Frau oder einen Mann der Gefahr aus­set­zen, sich schäd­li­chen che­mi­schen und chir­ur­gi­schen Ein­grif­fen zu unter­zie­hen, sobald wir den Begriff „Geschlechts­dys­pho­rie“ in Bezug auf sie oder ihn ver­wen­den oder wiederholen.

 

4. Das Eti­kett „Geschlechts­dys­pho­rie“ mar­kiert bestimm­te Frau­en als anders

Wenn Femi­nis­tin­nen das Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ ver­wen­den, um das Unbe­ha­gen einer Frau zu erklä­ren, defi­nie­ren sie sie als psy­chisch krank; dies ist nicht nur patho­lo­gi­sie­rend, son­dern mar­kiert sie auch als anders. Es sug­ge­riert, die­se Frau sei grund­sätz­lich anders als wir. Etwas stimmt mit die­ser Frau nicht und muss ent­we­der beho­ben oder tole­riert werden.

Als Femi­nis­tin­nen wis­sen wir, dass es völ­lig gesund und sogar nütz­lich ist, sich mit Geschlech­ter­rol­len und Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen unwohl zu füh­len. Wir wis­sen, dass es unter männ­li­cher Vor­herr­schaft nor­mal – wenn auch nicht wün­schens­wert – ist, mit sei­nem weib­li­chen Kör­per zu hadern. Wenn wir die­se Frau­en als „Men­schen mit Geschlechts­dys­pho­rie“ bezeich­nen, redu­zie­ren wir sie auf die­se Erfah­run­gen und tra­gen dazu bei, dass sie sich mit einem apo­li­ti­schen sexis­ti­schen psych­ia­tri­schen Nar­ra­tiv identifizieren.

Anstatt ein­zel­ne Frau­en als anders zu mar­kie­ren, könn­ten wir die Gemein­sam­kei­ten in unse­ren Erfah­run­gen ana­ly­sie­ren. Wenn wir damit Frau­en, die ange­ben, unter „Geschlechts­dys­pho­rie“ zu lei­den, ent­pa­tho­lo­gi­sie­ren, hel­fen wir ihnen, zu ver­ste­hen, dass ihre Erfah­run­gen in einer frau­en­feind­li­chen Welt durch­aus Sinn machen und dass es immer Alter­na­ti­ven zu selbst­ver­let­zen­den Ver­hal­ten (wie es Gen­der-Behand­lun­gen sind) gibt. Die Rat­schlä­ge von Elie und Nele gehen auch hier in die­se Rich­tung. Sie emp­feh­len Frau­en, nach Vor­bil­dern zu suchen, die einen ähn­li­chen Kör­per haben und bereits äußer­lich Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen nicht ent­spre­chen. Dar­über hin­aus emp­feh­len sie, ein femi­nis­ti­sches Bewusst­sein zu ent­wi­ckeln und ver­in­ner­lich­te Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen zu hinterfragen.

 

Ver­wen­de eine kla­re Spra­che, um die Prak­ti­ken des Trans­gen­de­ris­mus zu hinterfragen

Wenn Femi­nis­tin­nen die Ideen und Prak­ti­ken des Trans­gen­de­ris­mus angrei­fen wol­len, ist es an der Zeit, das frau­en­feind­li­che psych­ia­tri­sche Kon­zept der „Geschlechts­dys­pho­rie“ nicht mehr als gege­ben zu ver­wen­den, son­dern es zu kritisieren.

Anstatt sich auf dia­gnos­ti­sche Eti­ket­te zu ver­las­sen, soll­ten wir das Ver­hal­ten und die Erfah­run­gen der betrof­fe­nen Frau­en und Män­ner kon­kret beschreiben.

Die nächs­te Gene­ra­ti­on von Radi­kal­fe­mi­nis­tin­nen darf die Arbeit unse­rer älte­ren Schwes­tern nicht ver­ges­sen, die die Rol­le der Psych­ia­trie bei der För­de­rung von Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pen und Frau­en­feind­lich­keit pro­ble­ma­ti­siert haben. Wir müs­sen die femi­nis­ti­sche Tra­di­ti­on der Auf­de­ckung der Frau­en­feind­lich­keit und der Poli­tik der Psych­ia­trie und des medi­zi­ni­schen Berufs­stan­des in ihren Begrif­fen, ihrem Den­ken und ihrer Spra­che wie­der­be­le­ben. Die Spra­che, die Kon­zep­te und die Erklä­run­gen von Psych­ia­te­rIn­nen und Psy­cho­the­ra­peu­tIn­nen sind nicht die Lösung in der Trans-Debat­te. Sie sind Teil des Problems.

Die­ser Text wur­de zuerst in eng­li­scher Spra­che auf dem Blog 4w.pub veröffentlicht.

Titel­bild von Gerd Alt­mann auf Pix­a­bay

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