Foto: Veloci_roar | © Stefan Baumgarth
Rede von Veloci_roar zur Demonstration für Frauenrechte am 4. März 2023 in München
Frau Paus wurde bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz von einer Journalistin gefragt, was sie Frauen antworten würde, die die Sorge haben, dass das geplante Gesetz von Männern ausgenutzt werden könnte, um in Frauenräume einzudringen.
Die Ministerin antwortete mit dem Glaubenssatz der Genderideologie: „Transfrauen sind Frauen. Punkt.“
Dieses Mantra begegnet uns ständig. Und wenn Frau anmerkt, dass Transfrauen doch Männer sind – sonst wären sie ja nicht trans – wird man meist als Nazi und bigote Menschenfeindin abgestempelt. Manchmal fragt das Gegenüber aber auch, „wovor wir denn Angst hätten, Transfrauen würden uns doch nichts wegnehmen“.
Lange habe ich dann eine lange Liste von Dingen aufgezählt, die uns durch solche Männer tatsächlich weggenommen werden: Preise im Sport, Auszeichnungen im Beruf, unser Sicherheitsgefühl in Situationen, in denen wir besonders vulnerabel sind, wie zum Beispiel Umkleiden. All das ist richtig und wichtig, aber mit der Antwort gehen wir nicht auf das ein, was wirklich hinter der ach so harmlosen Frage „was nehmen Transfrauen Dir weg?“ tatsächlich steht.
Männer, die wollen, dass wir sie als Frauen ansehen, stellen eine Forderung an uns, die Frauen. Und „was nehme ich Dir weg“ impliziert, dass sie erwarten können, dass wir der Forderung nachkommen – denn das machen Frauen doch so, wenn Männer was wollen, oder?
„Was nehmen Transfrauen Dir weg?“ impliziert von vornherein, dass nur verbitterte, geizige Zicken, die einem armen Mann nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel gönnen würden, sich weigern könnten, diese Männer als Frauen zu bezeichnen und in Frauenräume zu lassen. Und wer will schon so eine geizige, engstirnige Alte sein?
Eigentlich ist das nicht viel anders als die Drohung der katholischen Kirche, dass man in die Hölle kommt, wenn man nicht brav das tut, was der Priester einem sagt.
Es ist eine emotional-moralische Erpressung: Wenn Du mir nicht gibst, was ich will, dann nur weil Du ein böser Mensch bist.
Ich lasse mich aber nicht gerne erpressen, und schon gar nicht auf so schäbige Weise.
Meine Antwort auf die Frage „was nehmen Transfrauen Dir weg?“ wird in daher Zukunft sein: Warum sollte ich lügen, und vorgeben, dass Transfrauen Frauen sind? Was habe ich davon?
Oh, ich kann mich als guter, moralisch gerechter Mensch fühlen! Schließlich gehören diese Männer ja zu der weltweit am stärksten verfolgten und unterdrückten Minderheit – oder?
Nein. Diese Männer sind weder unterdrückt, noch werden sie verfolgt.
Niemand, dessen Forderungen von einer Ministerin vertreten werden, die noch nicht mal eine Diskussion über mögliche Konsequenzen für uns Frauen, von denen ja verlangt wird den Forderungen nachzugeben, zulassen will, kann für sich in Anspruch nehmen, zu der am stärksten marginalisierten Gruppe zu gehören.
Und wenn ich anderen was Gutes tun möchte, um mich selber besser zu fühlen, spende ich doch lieber an ein solides Entwicklungshilfeprojekt oder die Katastrophenhilfe. Dann helfe ich Menschen, die materielle Hilfe brauchen, die tatsächlich ihre objektiv feststellbare Notlage lindert. Dann habe ich tatsächlich objektiv etwas Gutes getan, worüber ich mich freuen kann.
„Oh, aber diese Männer leiden doch so unter ihrem Geschlecht, und wenn sie nicht von allen und sofort als Frau validiert werden, dann bringen sie sich um!“
Noch mehr moralische Erpressung! Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich darauf nicht mehr einlasse?
Hand aufs Herz: Wenn sich ein erwachsener Mann umbringen will, weil ich ihn nicht als Frau sehe, dann ist das sein Problem. Ganz alleine seins. Und das soll er bitte versuchen mit einem Therapeuten zu lösen. Ich jedoch bin dafür nicht zuständig.
Vielleicht hoffen diese Männer aber auch, dass ihr ständiges Jammern und Wehklagen uns irgendwann dermaßen auf die Eierstöcke geht, dass wir klein beigeben, um unsere Ruhe zu haben. So funktioniert letztendlich auch Lobbyarbeit in der Politik.
Tja, dummerweise wissen wir doch aber, dass die Ruhe nur von kurzer Dauer ist und die nächste Forderung umso unverschämter. Ich habe gelernt, den herzerweichenden Blicken von bettelnden Hunden widerstehen, dagegen sind Männer im Kleid ein Kinderspiel!
Und ja, die Forderungen und Behauptungen von Transaktivisten werden täglich dreister: Letztes Jahr wollten sie nur Frauen sein, letzten Monat behaupteten sie, sie seien biologische Frauen, und letzte Woche lass ich, sie seien mehr biologische Frau als als Frauen geborenen Menschen es je sein könnten!
Diese intellektuelle Bankrotterklärung lässt sich nur mit einer Mischung aus bodenloser Dummheit gekoppelt mit unendlicher Arroganz erklären.
Das biologische Geschlecht ist eine Kategorie, kein diskretes Merkmal, von dem man mehr oder weniger hat – egal wie oft der Mythos von Geschlecht als Spektrum wiederholt wird.
Zum Mitschreiben: Nicht die Anzahl der vorhandenen Eizellen oder ausgeschiedenen Spermien, nicht Hormonpegel, ja nicht mal Chromosomen definieren das Geschlecht, sondern die Entwicklung des Körpers hin zu Produktion kleiner oder großer Gameten, deren erster und definierender Schritt die Differenzierung der Gonadenanlagen hin zu Hoden oder Eierstöcken ist.
Mutter Natur ist nicht lieb und nett, und „be kind“ interessiert die Natur einen Scheißdreck!
Wenn ich in Diskussionen nicht an dieser Stelle als Nazi und bigote Menschenfeindin abgekanzelt werde, kommt meist als nächstes: „Aber die fühlen sich wie Frauen! Die denken wie Frauen!“
- Ach ja, wie denken Frauen denn?
- Und wie fühlt man sich so als Frau?
- Ich fühle mich vor allem verarscht und wütend, wenn ich mir diese Kerle so anschaue, die
- mit 40 oder 50,
- nach einer Karriere als Mann,
- und gerne mit einer Hausfrau an ihrer Seite, die natürlich auch die Kinder großzieht,
- ihre „innere Frau“ entdeckt haben wollen und dreist behaupten sie seien „schon immer eine Frau gewesen“.
Ich verspüre Zorn und möchte am liebsten laut herausschreien, wie unerträglich anmaßend und arrogant ich diese Typen finde.
Ja, ich weiß, das sind ganz und gar unweibliche Gefühle, aber es sind meine! Und sie machen nicht weniger zur Frau, auch wenn das manchen Männern offensichtlich nicht passt.
Und damit komme ich zu dem, was diese Kerle uns wegnehmen: Den Begriff Frau.
Das Wort Frau beschreibt kein Gefühl, keine Ansammlung von Stereotypen, keine gesellschaftlich konstruierte Klasse von Menschen, die zufällig Jahrtausende lang von der anderen Hälfte der Menschheit unterdrückt wurden.
„Frau“ beschreibt auch nicht einfach eine gesellschaftliche Rolle, die man sich irgendwann mal aussucht.
Es beschreibt eins von zwei Geschlechtern, basierend auf der materiellen Realität der Fortpflanzungsbiologie von Säugetieren, auch der Art Homo sapiens.
Und das ist nicht erst so, seit sich irgendwelche weißen Kolonialmächte angeblich ausgedacht haben, dass es Männer und Frauen gäbe – das ist so, seit Menschen begriffen haben, dass nur Personen mit einem von zwei Körpertypen schwanger werden können. Und der andere Körpertyp nicht.
Anders gesagt, das ist vermutlich so, seit in der Steinzeit Menschen ihre Handabdrücke und Zeichnungen in Höhlen angebracht haben, und es ist ganz sicher so seit im Neolithikum die ersten Haustiere domestiziert wurden. Denn irgendwann muss zumindest Frau festgestellt haben, dass nur Kühe Milch geben und Hähne keine Eier legen.
Über Geschlecht und wie es definiert ist, wurde übrigens auch nicht diskutiert, als
- Frauen noch nicht wählen durften,
- als sie nicht ohne Einverständnis des Ehemannes nicht arbeiten oder ein Konto eröffnet durften,
- als es noch eine „eheliche Pflicht“ war, dass Frauen die Beine breit machen, wenn dem Herrn danach ist.
Erst jetzt, nachdem Frauen sich Rechte erkämpft haben, und es zumindest im Westen nicht ohne weiteres möglich ist, das Rad der Zeit zurückzudrehen, jetzt, wo Frauen zumindest theoretisch die Möglichkeit haben, ein selbstbestimmtes Leben ohne Einmischung von Männern zu führen – jetzt auf einmal soll Geschlecht etwas fürchterlich kompliziertes sein, etwas, das kein Arzt von außen erkennen kann?
Warum wohl?
Weil Männer so Frauen endlich wieder klein machen können, sie in ihre Schranken weisen können – unter dem Deckmantel von Toleranz, be kind, mit dem Mantra „Transfrauen sind Frauen“.
Indem sie uns das eine, essentielle Wort nehmen, das wir brauchen, um unsere Realität zu beschreiben.
Ob das Patriachat enden wird, hängt wohl kaum davon ab, dass wir Frauen Männer als Frauen akzeptieren. Wir sind 51% der Menschheit, wenn wir es nicht schaffen, die Gesellschaft für uns zu einer besseren, faireren zu machen, dann werden uns Transen und die anderen Queeren sicher nicht dadurch helfen, dass sie uns eine zahlenmäßige Überlegenheit verschaffen.
Warum glauben Queerfeministinnen, dass das Patriachat nur überwunden werden kann, wenn wir Transfrauen als Frauen akzeptieren? Vielleicht weil man eher auf Transfrauen hört? Weil sie ja irgendwie doch als Männer gesehen werden? Denn die Worte eines Mannes haben ja bekanntlich mehr Gewicht als die einer Frau. Was soll das denn bitte sein, wenn nicht verinnerlichtes Patriachat?
Tatsächlich glaubt der Queerfeminismus, wenn man die sprachlichen Grenzen – und nebenbei auch alle Grenzen von Scham – aufgeben würde, würde es unmöglich werden, Frauen als solche zu erkennen, und das Patriachat würde sich auf wundersame Weise in Luft auflösen.
Wie unendlich naiv und dämlich!
Aus einem Tisch wird kein Haus, nur weil ich ihn Haus nenne.
Ich werde nicht versuchen, in einem Blumenkübel zu schlafen, nur weil ihn jemand als Bett bezeichnet.
Und die Grundlage der Diskriminierung von Frauen ist nun mal unsere Rolle in der Fortpflanzung – und der Wunsch von Männern, Fortpflanzung für sich erzwingen zu können.
Das löst sich nicht in Luft auf, wenn ich den Körpertypus, der schwanger werden kann, nicht länger als Frau bezeichne.
So wie wirkliche, real existierende Monster sich nicht in Luft auflösen, wenn ich die Augen schließe.
Frau ist nicht irgendein Wort.
Es ist das Wort,
das Wort, das wir brauchen, um unsere Situation zu analysieren,
das Wort, mit dem die Frauen vor uns zu der Einsicht kamen, dass unsere Fähigkeit Kinder zu bekommen – und die sich daraus ergebende Abhängigkeit der Männer von Frauen – der Grund ist, weshalb Frauen Jahrtausende lang als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden und auch heute noch werden.
Was wir nicht benennen können, können wir nicht schützen und nicht verteidigen. Wenn Männer jetzt Frauen sein können, ja sogar Mütter oder Lesben, dann ist das nicht nur ein Angriff auf den gesunden Menschenverstand, sondern das systematische Abwerten aller Frauen, dann zählt unsere gelebte Realität, unsere Geschichte, die Tatsache, dass wir die Hälfte der Menschheit sind, weniger als das Gefühl eines Mannes.
Und einige Frauen machen da munter mit. Das sind vermutlich die, die in den 1950ern alle ihre Zeit und Energie darauf verwendet hätten, sich einen Mann mit Geld und Status zu angeln. Und wenn sie damit erfolgreich waren, alle Geschlechtsstereotypen und die Ungleichbehandlung von Frauen verteidigt hätten.
Diesen Frauen scheinen die paar Stück trockenen Brotes, die sie bei Wohlverhalten vielleicht von den Männern am Tisch zugesteckt bekommen, auszureichen.
Ich gebe mich aber verdammt noch mal nicht mit trocken Brot zufrieden!
Ich will für uns Frauen – alle Frauen! – die Hälfte vom Kuchen!
Denn die steht uns zu!
Wir sind nicht weniger Mensch als die Pimmelträger, und somit gelten die Menschenrechte uneingeschränkt auch für uns!
Im Art. 1 des Grundgesetzes steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Zur meiner Würde gehört es, dass ich ein Wort habe, mit dem ich das beschreiben kann, was ich aufgrund meines Geschlechts objektiv bin: Eine Frau.
Das ist keine Identität, das ist eine Tatsache, die unabhängig davon ist, wie ich mich fühle, verhalte, kleide.
Dass ich eine Frau bin, ändert sich nicht, wenn mir die Brüste, die Eierstöcke oder der Uterus entfernt werden.
Denn all diese Organe hatte ich, sie haben meine Körperform geprägt und beeinflusst, wie mit mir umgegangen wurde.
Es verletzt meine Würde, wenn Männer mir das Wort Frau stehlen, um es sich überzustülpen wie ein Kleidungsstück, das man ja bei Nicht-gefallen auch wieder wegwerfen kann.
Das ist dann der Punkt, an dem die Genderaktivisten ganz gönnerhaft sagen: „Aber Du bist doch weiter eine Frau, Du hast sogar ein eigenes Wort: Cis-Frau!“
Cis-Frau. Cis-Frau bedeutet, dass ich mich mit dem Bild, das Männer von Frauen haben, identifiziere.
Dass ich auch mit den dämlichsten, regressivsten Stereotypen über Frauen einverstanden bin.
Denn bin ich das nicht, will ich weiter sein, wie ich nun mal bin – und mir wurde in meiner Kindheit immer wieder gesagt das „an mir ein Junge verloren gegangen sei“ und Männer haben immer mal wieder überrascht festgestellt „dass sie ja manchmal ganz vergessen, dass ich eine Frau bin“ – dann muss ich mich wohl als non-binary oder genderfluide bezeichnen.
Früher wurde gesagt „benimm Dich wie ein Mädchen“ – heute wird das Mädchen gefragt „bist Du Dir sicher, dass Du ein Mädchen bist und nicht trans?“.
Früher wurde Frauen gesagt, sie könnten nicht Naturwissenschaften studieren, weil sie Frauen sind und ihre Gehirne nicht dafür geschaffen seien – muss ich als Naturwissenschaftlerin mich demnächst fragen lassen, ob ich mir sicher bin, dass ich eine Frau bin? Mein Beruf würde schließlich dagegen sprechen?
So oder so, „Transfrauen sind Frauen“ läuft darauf hinaus, dass ich als Frau meine Persönlichkeit nicht mehr entfalten kann wie ich will, ohne mir Label anzustecken, die andere definiert haben.
Das ist Fremdbestimmung – das Gegenteil von dem, was das Selbstbestimmungsgesetz verspricht!
Die Selbstbestimmung, mit der Männer sich als Frauen deklarieren dürfen, nimmt mir das Recht auf MEINE Selbstbestimmung.
Warum scheint das so schwer zu verstehen zu sein?
Bei den Queer“feministen“ könnte es vielleicht daran liegen, dass die Nervenzellen, die maßgeblich für den gesunden Menschenverstand zuständig sind, nach 500 Seiten Judith Butler aufgegeben haben und in ein Dauerkoma gefallen sind.
Aber warum verschenken andere Frauen so leichtsinnig den Begriff Frau? Und all das, was daran hängt:
Das Recht auf Fairness für Frauen im Sport, die nur dann gegeben ist, wenn sie nicht gegen Männer antreten müssen, die sich als Frau bezeichnen.
Das Recht auf den Schutz unserer Intimsphäre, für die wir Männer aus Umkleiden ausschließen.
Das Recht vulnerabler, traumatisierter Frauen, keine Männer um sich haben zu müssen.
Überhaupt das Recht von Frauen, Männer einfach auszuschließen, weil sie gerade keinen Bock auf Männer haben und einfach mal unter sich sein wollen.
Warum glauben sie, unsere Rechte verschenken zu können, damit die Gefühle von Männern, die gerne Frauen wären, nicht verletzen werden?
Wir alle kennen das Bild eines bekannten Politikers im grünen Kleid: Sein halbgeschwollenes Glied im engen Kleid ruft laut und deutlich „seht her, hier steht ein Mann, aber ihr müsst ihn Frau nennen, weil er es so will!“
Und damit diesem ach so armen Männchen ja nicht die Illusion geraubt wird, dass er alles sein kann was er will, selbst eine Frau, wird auf die Rechte, Bedürfnisse und Gefühle von Frauen geschissen.
Ich habe dafür nur eine Erklärung:
Offensichtlich halten sogar manche Frauen Frauen nicht für vollwertige Menschen, deren Rechte gegen die Interessen anderer verteidigt werden dürfen.
Offensichtlich sind „Cis-Frauen“ irgendwie immer noch Menschen zweiter Klasse.
Das ist, was wirklich hinter dem Mantra „Transfrauen sind Frauen“ steckt.
Davon versuchen sie uns abzulenken, wenn sie uns fragen, „wovor wir denn Angst hätten, Transfrauen würden uns doch nichts wegnehmen“.
Ich habe keine Angst. Ich bin sauer. Stocksauer. „Be kind“ heißt übersetzt „halt’s Maul Du Fotze“ und die einzige angemessene Reaktion darauf lautet „Leck‘ mich am Arsch!“