Demons­tra­ti­on gegen die frau­en­feind­li­che Poli­tik der Grünen

14. Okt 2022

14.–15. Okto­ber 2022, Bonn:
Demons­tra­ti­on gegen die frau­en­feind­li­che Poli­tik der Grü­nen
vor dem Bundesparteitag

Am 14. und 15. Okto­ber pro­tes­tier­te die Initia­ti­ve „Lasst Frau­en Spre­chen!“ gegen die frau­en­feind­li­che Poli­tik der Grü­nen vor dem grü­nen Bun­des­par­tei­tag. Anlass waren ins­be­son­de­re drei poli­ti­sche The­men, die die Grü­nen befördern:

  1. Die Bei­be­hal­tung der Lega­li­sie­rung von Sexkauf
  2. Das Geset­zes­vor­ha­ben eines Selbst­be­stim­mungs­ge­set­zes (Sel­fID) in Deutschland
  3. Die Öff­nung der Debat­te in Rich­tung Lega­li­sie­rung von Eizel­len­spen­de und Leih­mut­ter­schaft in Deutschland

Die Akti­on fand brei­tes Medi­en­in­ter­es­se und wur­de von Sei­ten der Que­er­grü­nen am Sams­tag mit „Das F in TERF steht nicht für Femi­nis­mus“ T‑Shirts quit­tiert. Da wir auf unse­rer Demons­tra­ti­on auch die Frau­en­be­schimp­fun­gen grü­ner Par­tei­mit­glie­der auf sozia­len Medi­en the­ma­ti­siert hat­ten, wur­den wir durch die­ses Gebah­ren der Que­er­grü­nen ein wei­te­res Mal in der Not­wen­dig­keit unse­res Pro­tes­tes bestätigt.

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Aus­führ­li­cher Bericht von V.

Am 14. und 15. Okto­ber fan­den sich unge­fähr 50 bis 60 Frau­en ein, um vor dem World Con­fe­rence Cent­re für Frau­en­rech­te zu pro­tes­tie­ren. Der Par­tei­tag der Grü­nen bot sich dafür als guter Anlass, denn in den Augen vie­ler Frau­en, dar­un­ter lang­jäh­ri­ge Grü­nen-Wäh­le­rin­nen, hat die­se Par­tei den Femi­nis­mus aus den Augen verloren. 

Am ers­ten Tag fand sich eine gro­ße Grup­pe ein und der Fokus lag auf den vie­len Reden der Frau­en, die oft von Erfah­run­gen aus ihrem Leben geprägt waren. Dabei erin­ner­ten sie dar­an, war­um es wich­tig ist, wei­ter­hin für Frau­en­rech­te zu kämp­fen. Neben jun­gen Femi­nis­tin­nen waren auch soge­nann­te Alt­fe­mi­nis­tin­nen da, die schon in den 70er Jah­ren aktiv waren. Somit zeigt sich zwar, dass es auch in der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on noch Pro­ble­me gibt, die es zu lösen gilt, aber auch, dass unter den Gene­ra­tio­nen Soli­da­ri­tät exis­tiert. Eini­ge der Reden wur­den von Frau­en gehal­ten, die der Par­tei ver­bun­den sind.  Die Rede­bei­trä­ge wur­den von Rona Duwe eröff­net, die vie­le Jah­re Wäh­le­rin der Grü­nen war. Sie las Belei­di­gun­gen von Trans Rights Acti­vists (TRAs) vor, die gegen Frau­en gerich­tet waren. Eva Engel­ken, die Stadt­rats­mit­glied der Grü­nen ist, war auch dabei. Sie nann­te die Par­tei eine „Män­ner­par­tei im Out­fit einer femi­nis­ti­schen Par­tei“. Auf den Punkt gebracht, mein­te sie, dass die Par­tei selbst “trans” sei. Dr. Inge­borg Kraus, die bei den Grü­nen ein­ge­tre­ten war, weil sie als ein­zi­ge Par­tei ein Frau­en­sta­tut haben, lis­te­te auf, was die Grü­nen hin­sicht­lich Frau­en­rech­te in der Ver­gan­gen­heit gut mach­ten und wo sie seit Lan­gem dane­ben lie­gen. Ein High­light für die anwe­sen­den Frau­en war der Song der Fly­ing-Les­bi­ans Front-Frau Moni­ka Men­gen „Wir sind 1 Mil­lio­nen Jah­re alt“, den sie extra für uns vorsang. 

Des Wei­te­ren war auch eine Ver­tre­te­rin der Par­tei „Die Frau­en“ dabei, der zur Zeit ein­zi­gen femi­nis­ti­schen Par­tei in Deutsch­land. Wich­tig für die vier­te Wel­le (der aktu­el­len Ver­si­on des Femi­nis­mus) sind die zahl­rei­chen jun­gen Frau­en, die es aus der Que­er-Sek­te her­aus geschafft haben. Die neue Män­ner­be­we­gung im blau-rosa Man­tel war aber nicht das ein­zi­ge The­ma des Tages, es ging auch um die Abschaf­fung des Sys­tems Pro­sti­tu­ti­ons, in unse­ren Krei­sen auch als sexu­el­le Skla­ve­rei bezeichnet.

Der Tag ver­lief wei­test­ge­hend fried­lich, jedoch ver­such­te die Orts­grup­pe Fri­days for Future Con­nec­tion die ers­ten Reden zu über­tö­nen, was ihnen zwi­schen­zeit­lich dank gro­ßer Sound­an­la­ge und Büh­ne auch gelang. Der klei­ne Laut­spre­cher der LFs gab den Geist auf, jedoch lie­ßen sich die Frau­en davon nicht beir­ren und hiel­ten ihre Reden durch ein Mega­phon. Wäh­rend der Ver­an­stal­tung ließ es sich die kri­ti­sier­te Sei­te nicht neh­men, uns zu fil­men. Dies geschah in der Per­son von Andrea Peu­ler-Kem­pe, mit der es zum Wort­wech­sel kam, als Eva Engel­ken ihre Rede hielt. Frau Peu­ler-Kem­pe fühl­te sich von uns falsch ver­stan­den, nach­dem ein Tweet von ihr kri­ti­siert wur­de, in dem sie wenig Ver­ständ­nis für Frau­en in Gefäng­nis­sen zeigt und nicht ver­steht, war­um es gefähr­lich sein soll­te, Män­nern Zugang zu die­sen Räu­men zu gewäh­ren. Es gab auch ande­re Gesprä­che am Ran­de mit vie­len Men­schen, die nicht wis­sen, was das soge­nann­te Selbstbestimmungs­gesetz sein soll und wel­che poten­ti­el­len Gefah­ren es beinhaltet.

Auch wenn der Tag ruhig ver­lief, gab es doch einen Sabo­ta­ge­ver­such und zwar durch einen TRA (in UK auf­grund ihrer schwar­zen Mas­kie­run­gen und sehr jun­gen Alters Black Pam­pers genannt), der ver­such­te, unse­re Fly­er zu klau­en, um sie weg­zu­schmei­ßen. Es soll­te hier noch ein­mal erwähnt wer­den, dass wir eine Gras­wur­zel­be­we­gung sind, die sich selbst finan­ziert, das heißt, dass alles, was man an unse­ren Stän­den sehen kann, durch Spen­den der enga­gier­ten Frau­en gekauft wur­de. Als sich eine Frau ihm in den Weg stell­te, fühl­te er sich ange­grif­fen, da es in sei­nen Augen wohl eine Form von Gewalt dar­stel­le, dass Frau­en sich nicht alles gefal­len las­sen. Am nächs­ten Tag hat­te er noch die Dreis­tig­keit zu behaup­ten, dass das alles aus Kon­sens geschah, da er Leu­ten Fly­er abge­schwatzt hat und sie erst danach in den Müll schmei­ßen woll­te. Neben die­ser Grup­pe war noch eine Anti-und eine Pro-Atom­kraft Demo vertreten.

Der zwei­te Tag ver­lief etwas tur­bu­len­ter. Es hat­te sich im Vor­aus eine Gegen­de­mo von Trans­ak­ti­vis­tIn­nen ange­kün­digt, die sich per­fi­der­wei­se einer ande­ren Demo, näm­lich einer von Ira­nern und Ira­ne­rin­nen, teils aus Deutsch­land, teils aus dem Iran, anschloss. Um sich zu ver­ste­cken, bil­de­ten sie einen Ring um die Men­schen, die von den Schre­cken des Mul­lah-Regimes berich­te­ten, Freun­den und Freun­din­nen, die erschos­sen wur­den und den Frau­en im Iran gedach­ten, allen vor­an Jina Ami­ni. Lei­der gab es am Anfang ein Miss­ver­ständ­nis und so wur­den wir als nicht femi­nis­tisch und nicht inter­sek­tio­nal abge­stem­pelt, obwohl die Anfän­ge der letz­te­ren Theo­rie sogar aus dem Radi­kal­fe­mi­nis­mus stam­men (sie­he Aud­re Lor­de). Nach einem Gespräch mit der Lei­tung der Kund­ge­bung, in der uns erklärt wur­de, dass es sich um ein offe­nes Mikro­fon-Event han­del­te, schlos­sen wir uns der Demo an. Auch wir sind gegen das Mul­lah-Regime, wel­ches man den unzäh­li­gen Tex­ten und Reden radi­ka­ler Femi­nis­tin­nen ent­neh­men kann, die den Zusam­men­hang von Poli­tik und Reli­gi­on kri­ti­sie­ren. Lei­der hat­ten wir Schwie­rig­kei­ten, uns dazu­zu­stel­len, denn die TRAs ver­such­ten, uns sofort aus­zu­schlie­ßen. Wir blie­ben stand­haft und taten unse­rem Unmut kund, wenn die TRAs Ver­leum­dun­gen gegen Frau­en machten. 

Inter­es­san­ter­wei­se rie­fen die TRAs nicht mit, als nach dem Sturz des Mul­lah-Regime ver­langt wur­de oder der Satz “Frau­en leben in Frei­heit” ertön­te. Durch ihr Ver­hal­ten haben sie mal wie­der gezeigt, dass sie in Regen­bo­gen­far­ben ange­mal­te Kon­ser­va­ti­ve sind, die pro­gres­si­ve Bewe­gun­gen spal­ten wol­len. Wir war­te­ten, bis die Ira­ner und Ira­ne­rin­nen mit ihrer Demons­tra­ti­on fer­tig waren, um mit Unse­rer fort­fah­ren zu kön­nen. Noch ein­mal hiel­ten Frau­en Reden, denn es gibt Unzäh­li­ges zu unse­rem Kampf gegen das Patri­ar­chat zu berichten. 

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