Dem Reich der Frei­heit werb‘ ich Bür­ge­rin­nen – Gun­da Schumann

30. Mai 2024

Vor­trag von GUN­DA Schu­mann
auf der Ver­an­stal­tung „75 Jah­re Grund­ge­setz:
Wir ehren Dr. Eli­sa­beth Selbert“

am 25. Mai 2024 in Kassel

Mot­to: Dem Reich der Frei­heit werb‘ ich Bürgerinnen

Dr. jur. Eli­sa­beth Sel­bert und Arti­kel 3 Abs. (2) Grundgesetz

Lie­be Frauen,

die­ses Mot­to stammt von Loui­se Otto-Peters, die so zwei Aus­ga­ben ihrer Frau­en-Zei­tung im Jah­re 1848/49 bezeich­ne­te, bevor sie kurz danach, 1850, wie­der ver­bo­ten wur­de. In der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts for­mier­te sich die ers­te deut­sche bür­ger­li­che und pro­le­ta­ri­sche Frau­en­be­we­gung und stritt für glei­che Bedin­gun­gen bei Bil­dung, Arbeit und öffent­li­cher Teil­ha­be von Frau­en und Mädchen.


Vor­bil­der und Anstoß für den Kampf um Frauenrechte

Die jahr­hun­der­te­lan­gen Kämp­fe um die Men­schen­rech­te für Frau­en, ange­fan­gen von Olym­pe de Gou­ges in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on über Mary Woll­stone­craft, bri­ti­sche Schrift­stel­le­rin, Phi­lo­so­phin und eine der ers­ten Frau­en­recht­le­rin­nen, bis zu Loui­se Otto Peters als Mit­be­grün­de­rin der ers­ten deut­schen (bür­ger­li­chen) Frau­en­be­we­gung und Hele­ne Lan­ge als eine ihrer Nach­fol­ge­rin­nen, einer Ver­fech­te­rin der Frau­en- und Mäd­chen­bil­dung und Poli­ti­ke­rin, waren für Eli­sa­beth Sel­bert neben den Sozia­lis­ten August Bebel, Fried­rich Engels und der pro­le­ta­ri­schen Frau­en­be­we­gung um Cla­ra Zet­kin Vor­bil­der und Anstoß zugleich[1].

Die Per­son Eli­sa­beth Selbert

Wer war Eli­sa­beth Sel­bert? Sie war eine Visio­nä­rin[2], bril­lan­te Juris­tin, SPD-Poli­ti­ke­rin und radi­ka­le Frau­en­recht­le­rin (heu­te wür­de frau sagen: Femi­nis­tin) in der Sache, bezeich­ne­te sich aber selbst nicht als solche.

Sie war für eine „revo­lu­tio­nä­re“ Umwäl­zung der Rechts­stel­lung der Frau in allen Lebens­be­rei­chen – und: Sie „mach­te Geschich­te“: Zitat: „Ich hat­te einen Zip­fel der Macht in mei­ner Hand gehabt und den habe ich aus­ge­nützt, in aller Tie­fe, in aller Wei­te, die mir rhe­to­risch zur Ver­fü­gung stand. Es war die Stern­stun­de mei­nes Lebens, als die Gleich­be­rech­ti­gung der Frau damit zur Annah­me kam.“[3]

Außer­or­dent­li­che Vita

Die­ses Ziel in die Rea­li­tät umzu­set­zen, bedürf­te es einer außer­or­dent­li­chen Vita, die zunächst ganz „nor­mal“ begann: Am 22.09.1896 in Nie­derz­weh­ren bei Kas­sel gebo­ren und aus klein­bür­ger­li­chen Ver­hält­nis­sen stam­mend (der Vater war Jus­tiz­voll­zugs­be­am­ter), war es ihr ver­wehrt, eine höhe­re Schul­bil­dung zu erhal­ten; als zwei­te von vier Töch­tern mach­te sie einen mitt­le­ren Schul­ab­schluss und arbei­te­te zunächst als Aus­land­kor­re­spon­den­tin in einer Import-Export-Fir­ma und dann, weil nach 1918 Män­ner fehl­ten, als Post­be­am­ten­an­wär­te­rin im Tele­gra­fen­dienst. Als „Suchen­de“ inter­es­sier­te sie sich für Poli­tik und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten (sie las Imma­nu­el Kant!), und, durch ihren spä­te­ren Mann, Adam Sel­bert, Sozi­al­de­mo­krat, Buch­dru­cker und Kom­mu­nal­be­am­ter, ange­regt, trat sie bereits 1918 in die SPD ein. Dort enga­gier­te sie sich sofort. „Was ich mache, das tue ich ganz[4], pfleg­te sie zu sagen. Sie war enga­gier­te Wahl­kämp­fe­rin und wand­te sich ins­be­son­de­re an die Frau­en, um sie auf­zu­for­dern, von ihrem kürz­lich errun­ge­nen Wahl­recht – am 12. Novem­ber 1918 vom Rat der Volks­be­auf­trag­ten mit Geset­zes­kraft ver­kün­det – auch Gebrauch zu machen. „Frl. Eli­sa­beth Roh­de“ (so ihr Mäd­chen­na­me) mach­te ihre Zuhö­re­rin­nen „ver­traut mit unse­ren sozia­lis­ti­schen Frau­en­füh­re­rin­nen und den grö­ße­ren Vor­kämp­fern wie Bebel, Wil­helm Lieb­knecht usw. für das Frau­en­wahl­recht.“[5] 1920 – dem Jahr ihrer Hei­rat mit Adam Sel­bert – war sie bereits gewähl­te Gemein­de­rä­tin von Nie­derz­weh­ren und Dele­gier­te der SPD-Reichs­frau­en­kon­fe­renz in Kas­sel. In den Fol­ge­jah­ren wur­de sie Mut­ter von zwei Söh­nen – und dann ging sie auf die Über­hol­spur: Ihr war klar, „[…] dass Frau­en, wie alle, die im Leben etwas leis­ten wol­len, fun­dier­tes Wis­sen bie­ten müs­sen.“[6] Das galt in ihren Augen beson­ders für poli­tisch täti­ge Men­schen, wie sie einer war.

Eli­sa­beth Sel­bert, die kein Gym­na­si­um besucht hat­te, begann, in einer Art „zwei­tem Bil­dungs­weg“ (den es offi­zi­ell noch gar nicht gab) für die Abitur­prü­fung zu büf­feln und konn­te im Jah­re 1926 als Exter­ne dank eines fort­schritt­li­chen Schul­di­rek­tors an der Lui­sen­schu­le in Kas­sel die Abitur­prü­fung able­gen. Da war sie 30 Jah­re alt. In dem­sel­ben Jahr begann sie mit dem Jura­stu­di­um in Mar­burg und spä­ter in Göt­tin­gen. Finan­zi­ell unter­stützt wur­de sie von ihrem Ehe­mann Adam Sel­bert, ihren Eltern und poli­ti­schen Freun­den; ihre Mut­ter über­nahm zusam­men mit dem Ehe­mann die Ver­sor­gung und Erzie­hung der bei­den Kin­der und eine unver­hei­ra­te­te Schwes­ter küm­mer­te sich um den Haus­halt.[7]

Ihr Stu­di­um in frau­en­feind­li­cher Umge­bung absol­vier­te Eli­sa­beth Sel­bert in sechs Semes­tern und leg­te im Jah­re 1929 die ers­te juris­ti­sche Staats­prü­fung ab. Im fol­gen­den Jahr schrieb sie ihre Dok­tor­ar­beit und wur­de 1930 mit dem The­ma „Zer­rüt­tung als Ehe­schei­dungs­grund“ zum „Dr. jur.“ pro­mo­viert. Mit dem gewähl­ten The­ma „Zer­rüt­tungs­prin­zip“ in Abkehr vom „Schuld­prin­zip“ bei der Ehe­schei­dung war sie ihrer Zeit um 47 Jah­re vor­aus: Das Zer­rüt­tungs­prin­zip im Ehe­schei­dungs­recht wur­de in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land erst mit der gro­ßen Ehe- und Fami­li­en­rechts­re­form im Jah­re 1977 ein­ge­führt. Anschlie­ßend trat Dr. Eli­sa­beth Sel­bert den Refe­ren­dar­dienst an und leg­te im Jah­re 1934 die zwei­te juris­ti­sche Staats­prü­fung ab. In dem­sel­ben Jahr bean­trag­te sie ihre Zulas­sung als Rechtsanwältin.


Rechts­an­wäl­tin im Natio­nal­so­zia­lis­mus[8]

Zu die­ser Zeit als Frau die Zulas­sung zur Rechts­an­walt­schaft zu erhal­ten war fast ein Ding der Unmög­lich­keit, denn ver­hei­ra­te­te Frau­en gehör­ten nach der NS-Ideo­lo­gie an Heim und Herd. (Ab 1935 wur­de Frau­en die Rechts­an­walts­tä­tig­keit unter­sagt.[9]) Es gelang ihr den­noch: Ihr per­sön­li­cher Wider­sa­cher beim zustän­di­gen Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt war bei der Ent­schei­dung über die Zulas­sung per­sön­lich ver­hin­dert und sie mach­te gel­tend, wegen des Schick­sals ihres Man­nes (Arbeits­lo­sig­keit aus poli­ti­schen Grün­den) allein für den Fami­li­en­un­ter­halt auf­kom­men zu müssen.

Für den Erhalt der Rechts­an­walts­zu­las­sung Ende 1934 und die Aus­übung des Berufs muss­te Eli­sa­beth Sel­bert dem Bund Natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Juris­ten zumin­dest als För­der­mit­glied bei­tre­ten, da sie kein Par­tei­mit­glied war. Um die Jah­res­wen­de 1934/35 eröff­ne­te sie dann eine Anwalts­pra­xis für Fami­li­en- und Straf­recht. Da die Gesta­po ihre Plä­doy­ers über­wach­te, hielt sie offe­nen Wider­stand für zu gefähr­lich. Aber „klei­ne Wider­stands­leis­tun­gen“ waren mög­lich. Eli­sa­beth Selbert:

„Vor allen Din­gen wuss­ten wir ja schon von den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern und davon, wie die Leu­te ohne Haft­be­feh­le und ohne förm­li­che Ver­fah­ren ein­fach abge­holt und dort ein­ge­sperrt wur­den. Ich erin­ne­re mich noch sehr gut, dass eini­ge Rechts­an­wäl­te, dar­un­ter auch ich, im gegen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men eini­ge Straf­rich­ter, von deren Inte­gri­tät wir über­zeugt waren, im Gehei­men um Ver­hän­gung einer Frei­heits­stra­fe gegen den eige­nen Man­dan­ten gebe­ten haben, weil der bei etwa­igem Frei­spruch an der Saal­tür von Gesta­po­be­am­ten emp­fan­gen und in so genann­te Schutz­haft, das heißt ins KZ, gebracht wor­den wäre.“[10]

Alles in allem: Eli­sa­beth Sel­bert zähl­te damit zu einer sehr klei­nen Min­der­heit unter den Deut­schen: Sie kam poli­tisch unbe­las­tet durch die Zeit der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror­herr­schaft und war – durch ihr viel­fäl­ti­ges poli­ti­sches Enga­ge­ment, mit dem not­wen­di­gen poli­tisch-juris­ti­schen Hand­werks­zeug, „preu­ßi­scher Dis­zi­plin“[11] und einem brei­ten beruf­li­chen Erfah­rungs­ho­ri­zont aus­ge­stat­tet – bereit und wil­lens, in wich­ti­ger Funk­ti­on am Wie­der­auf­bau Deutsch­lands mit­zu­wir­ken. Dabei war sicher hilf­reich, dass sie als Per­son „abso­lut unei­tel, inte­ger, [und] der ‚Sache die­nen‘ wol­lend“[12] war.


Beruf­li­che Sta­tio­nen und poli­ti­sches Enga­ge­ment[13]

Hier eine Über­sicht über die das poli­ti­sche Enga­ge­ment und die beruf­li­chen Sta­tio­nen von Eli­sa­beth Selbert:

Wei­ma­rer Zeit: Seit 1918 Mit­glied der SPD, 1920 Dele­gier­te der SPD-Reichs­frau­en­kon­fe­renz in Kassel,1919–1927 Mit­glied des Gemein­de­par­la­ments in Nie­derz­weh­ren bei Kas­sel, fer­ner Mit­glied des Bezirks­vor­stan­des in Kas­sel, 1933 SPD-Kan­di­da­tin für den Reichs­tag, ab Dezem­ber 1934 (bis nahe­zu dem Kriegs­en­de) Rechts­an­wäl­tin in Kas­sel für Fami­li­en- und Strafrecht.

Nach Kriegs­en­de 1945 berief die ame­ri­ka­ni­sche Mili­tär­be­hör­de Eli­sa­beth Sel­bert, wel­che zugleich wegen ihrer poli­ti­schen Her­kunft und guten Eng­lisch­kennt­nis­se deren Ver­bin­dungs­per­son und Bera­te­rin war, in die Kas­se­ler Stadt­ver­wal­tung.[14] Sie bau­te zusam­men mit ihrem Mann die Kom­mu­nal­ver­wal­tung wie­der auf. Wenig spä­ter wur­de sie in den Stadt­rat gewählt, dem sie bis 1952 ange­hör­te. Par­al­lel dazu eröff­ne­te sie auf Drän­gen der Ame­ri­ka­ner ihre Rechts­an­walts­kanz­lei wie­der, dies­mal mit ange­schlos­se­nem Nota­ri­at. In ihren Pra­xis­räu­men traf sich der SPD-Par­tei­vor­stand, dem sie ange­hör­te; auch die Arbei­ter­wohl­fahrt wur­de dort wie­der­ge­grün­det; spä­ter reis­te sie als Mit­glied des SPD-Par­tei­vor­stan­des und des Rechts­aus­schus­ses, denen sie bis 1956 ange­hör­te, regel­mä­ßig nach Bonn und als Mit­glied der Ver­fas­sungs­ge­ben­den Lan­des­ver­samm­lung und des Hes­si­schen Land­ta­ges ab 1946 bis 1958 nach Wies­ba­den. 1948/49 kam noch die Arbeit im Par­la­men­ta­ri­schen Rat in Bonn dazu (hier­zu spä­ter mehr). Ein unge­heu­res Arbeits­pen­sum, das sie nur „mit der Stopp­uhr in der Hand“[15], d. h., preu­ßi­scher Selbst­dis­zi­plin und einer Haus­halts­hil­fe – denn sie stand ja einem Haus­halt mit anfangs drei Män­nern vor – bewäl­ti­gen konnte.


Die „Stern­stun­de“ ihres Lebens: Eli­sa­beth Sel­bert hat dem Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot ins Grund­ge­setz verholfen!

Es war wohl, nach der Jour­na­lis­tin Bar­ba­ra Bött­ger die „beson­de­re his­to­ri­sche Kon­stel­la­ti­on […]“[16], wel­che im Jah­re 1949 dem Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot des Art. 3 Abs. (2) ins Grund­ge­setz ver­half. Und die Autorin Elke Schül­ler meint: „Ohne die Vor­ar­beit und die Frau­en­rechts­kämp­fe vor 1933 [wäre die­ser Erfolg] „nicht denk­bar gewe­sen […] – im Grun­de wur­de hier ver­spä­tet eine Ern­te ein­ge­bracht, die von der [ers­ten] Frau­en­be­we­gung aus­ge­sät wor­den war.“[17] War das so? Wir wer­den sehen.

Auf jeden Fall sah die Aus­gangs­si­tua­ti­on zunächst völ­lig anders aus: Die Frau­en an den Schalt­he­beln der Macht waren zah­len­mä­ßig sehr gering – und ihr Zusam­men­halt: Nicht offen­sicht­lich. Da bedürf­te es einer mit allen Was­sern gewa­sche­nen, „aus­ge­buff­ten“, das juris­ti­sche Herr­schafts­wis­sen und die poli­ti­sche Erfah­rung exzel­lent ein­set­zen­den, mit eiser­ner Selbst­dis­zi­plin und dem Wil­len zur „revo­lu­tio­nä­ren Umwäl­zung der Rechts­stel­lung der Frau in allen Lebens­be­rei­chen“ aus­ge­stat­te­ten Poli­ti­ke­rin, um allen Wider­stän­den – von Män­nern und Frau­en – zum Trotz die­ses Ziel zu erreichen.

Doch zunächst die Fak­ten zum ver­fas­sungs­recht­li­chen und poli­ti­schen Auf­bau in den west­deut­schen Zonen.[18]

Da die west­li­chen Besat­zungs­mäch­te für die Zukunft ein föde­ral struk­tu­rier­tes Deutsch­land wünsch­ten, erfolg­te zunächst ab Som­mer 1945 die Grün­dung der Län­der. Das ers­te die­ser Län­der als Teil der ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­zo­ne war Groß-Hes­sen, wie es zunächst genannt wur­de. Mit Wir­kung vom 12. Okto­ber 1945 erfolg­te die Grün­dung der zivi­len Lan­des­re­gie­rung für Groß-Hes­sen mit Sitz in Wies­ba­den. Anfang des Jah­res 1946 fan­den dort Gemein­de- und Kreis­tags­wah­len statt und am 30. Juni 1946 wur­den die Mit­glie­der der hes­si­schen Ver­fas­sungs­be­ra­ten­den Lan­des­ver­samm­lung gewählt. Zu die­sem Gre­mi­um gehör­te auch die SPD-Poli­ti­ke­rin Eli­sa­beth Sel­bert. Dabei war die Neu­ge­stal­tung der Rechts­pfle­ge – Stich­wor­te: „Unschulds­ver­mu­tung“ und die rich­ter­li­che Unab­hän­gig­keit – und der Wirt­schafts­ord­nung, z.B. die Beschlag­nah­me der ehe­ma­li­gen Kriegs­in­dus­trie, inhalt­li­cher Schwer­punkt ihrer Arbeit. Und nicht zu ver­ges­sen: Als „Fami­li­en­recht­le­rin aus Erfah­rung und Staats­recht­le­rin aus Pas­si­on“[19], wie sie sich selbst zu cha­rak­te­ri­sie­ren pfleg­te, war sie füh­rend an der Durch­set­zung und Aus­for­mu­lie­rung des Gleich­heits­sat­zes in der hes­si­schen Ver­fas­sung, wel­che über die rein staats­bür­ger­li­che Gleich­heit hin­aus­ging, betei­ligt gewe­sen[20]. Dort lief sie sich schon ein­mal warm für die Debat­ten im zukünf­ti­gen Par­la­men­ta­ri­schen Rat (PR), dem sie gern ange­hö­ren woll­te. Denn der von den West­al­li­ier­ten ange­ord­ne­te föde­ral ver­fass­te Staat soll­te neben den Län­der­ver­fas­sun­gen auch eine Gesamt­ver­fas­sung erhal­ten, deren Erar­bei­tung Auf­ga­be eben die­ses PR war. Des­sen Mit­glie­der wur­den wie­der­um von den Land­ta­gen gewählt.


Eli­sa­beth Sel­bert im Par­la­men­ta­ri­schen Rat (PR)[21]

Und hier beginnt der poli­ti­sche Kri­mi: Die hes­si­schen SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten woll­ten Eli­sa­beth Sel­bert nicht als Kan­di­da­tin für den PR auf­stel­len. Sie wur­de erst auf Inter­ven­ti­on der Frau­en­se­kre­tä­rin im SPD-Par­tei­vor­stand, Her­ta Gott­helf[22], und auf Druck von Kurt Schu­ma­cher, dem SPD-Vor­sit­zen­den in den West­zo­nen, man­gels frei­er Man­da­te in Hes­sen von den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten im benach­bar­ten Nie­der­sach­sen als Kan­di­da­tin auf­ge­stellt, gewählt und in den PR ent­sandt. Eli­sa­beth Sel­bert wur­de Mit­glied in den Aus­schüs­sen für den Ver­fas­sungs­ge­richts­hof und die Rechts­pfle­ge, da sie die Fest­le­gung rechts­staat­li­cher Grund­sät­ze nach den Erfah­run­gen im Natio­nal­so­zia­lis­mus für dring­lich hielt.

Am 01. Sep­tem­ber 1948 trat der PR in Bonn zu sei­ner kon­sti­tu­ie­ren­den Ver­samm­lung zusam­men. Das von sei­nen Mit­glie­dern zu erar­bei­ten­de Grund­ge­setz (GG) soll­te bis zur Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands als vor­läu­fi­ge Ver­fas­sung für die Bun­des­re­pu­blik gelten.

Der PR hat­te 65 Mit­glie­der, die von den 11 Län­der­par­la­men­ten gewählt waren; dar­un­ter waren nur vier weib­li­che Abge­ord­ne­te (6%!): Fre­de­ri­ke (Frie­da) Nadig (SPD), Dr. Eli­sa­beth Sel­bert (SPD), Dr. Hele­ne Weber (CDU) und Hele­ne Wes­sel (Vor­sit­zen­de des Zen­trums). Außer Eli­sa­beth Sel­bert waren alle nicht ver­hei­ra­tet (!).[23]


Der Weg zum Erfolg ist mit Nie­der­la­gen gepflas­tert – Der Kampf um Art. 3 Abs. (2) GG[24]

Die Vor­la­ge für das GG stamm­te von einem Ver­fas­sungs­kon­vent, der sich im Auf­trag der 11 Regie­rungs­chefs der west­li­chen Bun­des­län­der kon­sti­tu­iert und im August 1948 in Her­ren­chiem­see getagt hat­te. Hin­sicht­lich der Gleich­be­rech­ti­gung von Män­nern und Frau­en im Grund­rechts­ka­ta­log fiel das Ergeb­nis hin­ter die Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung (WRV) zurück. In Art. 109 hat­te es gehei­ßen: „Män­ner und Frau­en haben grund­sätz­lich die­sel­ben staats­bür­ger­li­chen Rech­te und Pflich­ten.“ Im Ent­wurf von Her­ren­chiem­see wur­den Frau­en nicht ein­mal erwähnt. Dort heißt es: „(1) Vor dem Gesetz sind alle gleich. (2) Der Grund­satz der Gleich­heit bin­det auch den Gesetz­ge­ber. (3) Jeder hat den Anspruch auf glei­che wirt­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Ent­wick­lung.“[25]

Der Grund­satz­aus­schuss (GA) des PR änder­te den Grund­rechts­ka­ta­log der Vor­la­ge und ori­en­tier­te sich in Bezug auf die Gleich­be­rech­ti­gung in Art. 3 Abs. (2) an der Wei­ma­rer Ver­fas­sung: „Män­ner und Frau­en haben die­sel­ben staats­bür­ger­li­chen Rech­te und Pflich­ten.“ Das bedeu­te­te akti­ves und pas­si­ves Wahl­recht, aber kein indi­vi­du­ell durch­setz­ba­res Grund­recht für die Frau.

Eli­sa­beth Sel­bert gehör­te dem GA selbst nicht an. Jetzt aber wur­de sie hell­hö­rig: Ihre Unter­stüt­ze­rin, die Frau­en­se­kre­tä­rin im SPD-Par­tei­vor­stand, Her­ta Gott­helf, hat­te sie zuvor für die Dring­lich­keit des The­mas sen­si­bi­li­siert und sie gebe­ten, auf der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Frau­en­kon­fe­renz in Wup­per­tal im Sep­tem­ber 1948 einen Vor­trag zur „Rechts­stel­lung der Frau“ zu hal­ten. Die The­men waren

  • die fami­li­en­recht­li­chen Bestim­mun­gen des Bür­ger­li­chen Gesetz­bu­ches (BGB), wel­che die ver­hei­ra­te­te Frau zu einer beschränkt geschäfts­fä­hi­gen Per­son und Leib­ei­ge­nen ihres Ehe­man­nes degra­dier­ten, und
  • die Ver­an­ke­rung von Frau­en­rech­ten in der Verfassung.

Die­se Idee stamm­te ursprüng­lich vom Demo­kra­ti­schen Frau­en­bund Deutsch­lands (DFD), der im Jah­re 1947 in der deut­schen Ost­zo­ne gegrün­det wor­den war. Her­ta Gott­helf war mit der Vor­sit­zen­den der DFD-Ver­fas­sungs­kom­mis­si­on, Käthe Kern, gut ver­netzt.[26]

Eli­sa­beth Sel­bert sag­te zum o.g. Ent­wurf des GA daher: „[Es ist] eine Selbst­ver­ständ­lich­keit […], dass man heu­te wei­ter gehen muss als in Wei­mar und dass man den Frau­en die Gleich­be­rech­ti­gung auf allen Gebie­ten geben muss. Die Frau soll nicht nur in staats­bür­ger­li­chen Din­gen gleich­ste­hen, son­dern muss auf allen Rechts­ge­bie­ten dem Man­ne gleich­ge­stellt wer­den.“[27] Die Refle­xi­on über ihre Erfah­run­gen als Dele­gier­te der Reichs­frau­en­kon­fe­renz 1920 hal­fen ihr dabei, fol­gen­den Schluss zu zie­hen, Zitat: „[Ich war einer­seits tief beein­druckt gewe­sen von der] geschlos­se­nen Pha­lanx von hoch­enga­gier­ten Frau­en, die sich für poli­ti­sche Zie­le ein­setz­ten, nicht nur für poli­ti­sche Frau­en­ar­beit, son­dern für par­tei- und staats­po­li­ti­sche Zie­le. […] Sie haben sich [aber ande­rer­seits] nicht sehr mit Frau­en­the­men beschäf­tigt, des­halb konn­te es auch pas­sie­ren, dass im Wei­ma­rer Reichs­tag die Reform des Fami­li­en­rechts über­haupt nicht vor­wärts­ge­kom­men ist. […] Das ist mir erst spä­ter bewusst gewor­den, als ich als Anwäl­tin tätig war und nun die Reform des Fami­li­en­rechts zum Anlass nahm, die Gleich­be­rech­ti­gung im Par­la­men­ta­ri­schen Rat durch­zu­set­zen.“[28]

Zum Pro­ce­de­re: Der GA berei­te­te die For­mu­lie­rung des Grund­rechts­ka­ta­logs ein­schließ­lich der Abän­de­rungs­an­trä­ge der Frak­tio­nen und den dann fol­gen­den Mehr­heits­vo­ten der im GA ver­tre­te­nen Par­tei­en vor, sodann wur­de der Vor­schlag des GA mit even­tu­el­len Abän­de­rungs­an­trä­gen der Frak­tio­nen dem HA zur end­gül­ti­gen Abstim­mung (1-.3. Lesung) überwiesen.

Eli­sa­beth Sel­bert leg­te daher ihrer Frak­ti­on einen Abän­de­rungs­an­trag vor, den Arti­kel 3 Abs. (2) schlicht, aber ein­deu­tig und durch sei­nen impe­ra­ti­ven Auf­trag fol­gen­reich, umzu­for­mu­lie­ren wie folgt: „Män­ner und Frau­en sind gleichberechtigt.“

Die Frak­ti­on lehn­te den Abän­de­rungs­an­trag ab. Am stärks­ten pro­tes­tier­te ihre SPD-Kol­le­gin im PR, Frie­da Nadig, von Beruf Wohl­fahrts­pfle­ge­rin sowie Geschäfts­füh­re­rin der Arbei­ter­wohl­fahrt und Poli­ti­ke­rin: „Du kannst doch nicht das gan­ze Fami­li­en­recht außer Kraft set­zen oder ändern wol­len, das bedeu­tet ja ein Rechts­cha­os.“[29]

Eli­sa­beth Sel­bert hielt dage­gen: „Ähn­li­ches hat man auch bei Schaf­fung der Wei­ma­rer Ver­fas­sung gesagt und nur ein hal­bes Werk getan. Ein­mal muss der Anfang gemacht wer­den, um aus dem Zustand des Dekla­ma­to­ri­schen her­aus­zu­kom­men. Die neue Ver­fas­sung gibt Gele­gen­heit dazu, Ver­spre­chun­gen ein­zu­lö­sen.“[30]

Schließ­lich nahm die Frak­ti­on den Abän­de­rungs­an­trag Eli­sa­beth Sel­berts an, aber erst, nach­dem Kurt Schu­ma­cher sein Pla­zet gege­ben hatte.

Im PR stand Eli­sa­beth Sel­bert aller­dings allein auf wei­ter Flur“.[31] Ihre Frak­ti­on unter­stütz­te zwar ihren Antrag, aber nur halb­her­zig.[32]

Im GA wur­de der Abän­de­rungs­an­trag der SPD-Frak­ti­on am 30. Novem­ber 1948 von Frie­da Nadig eher wider­wil­lig begrün­det und schließ­lich von die­sem mit dem Argu­ment abge­lehnt, dass dann das BGB ver­fas­sungs­wid­rig sei.

Eli­sa­beth Sel­bert hat­te es eigent­lich nicht für nötig gehal­ten, wegen der Frau­en­rech­te dem GA anzu­ge­hö­ren, denn nach den Erfah­run­gen der Frau­en in zwei Welt­krie­gen hat­te sie ange­nom­men, die Gleich­be­rech­ti­gung der Frau gin­ge ohne poli­ti­schen Kampf über die Büh­ne.[33]

Sie sah nun ihren Irr­tum ein und nahm „den Kampf mit den Gewal­ten“[34] im Haupt­aus­schuss (HA), dem wich­tigs­ten öffent­lich tagen­den Organ des PR, auf.

Am 03. Dezem­ber 1948 stell­te die SPD-Frak­ti­on den Abän­de­rungs­an­trag im HA. Eli­sa­beth Sel­bert ver­tei­digt den Antrag mit den Wor­ten: „In mei­nen kühns­ten Träu­men habe ich nicht erwar­tet, dass der Antrag im Grund­satz­aus­schuss abge­lehnt wer­den wür­de. […] Die Frau, die wäh­rend der Kriegs­jah­re auf den Trüm­mern gestan­den und den Mann an der Arbeits­stel­le ersetzt hat, hat heu­te einen mora­li­schen Anspruch dar­auf, so wie der Mann bewer­tet zu wer­den.“[35]

Wei­ter­hin wies sie die Abge­ord­ne­ten des PR auf die Macht­po­si­ti­on der Frau­en hin, „…da mit den Stim­men der Frau­en als Wäh­le­rin­nen gerech­net wer­den muss […] und wir auf 100 Wäh­ler 170 Wäh­le­rin­nen rech­nen.“[36]

Schließ­lich warn­te sie: „Soll­te der Arti­kel in die­ser Fas­sung heu­te wie­der abge­lehnt wer­den, so darf ich Ihnen sagen, dass in der gesam­ten Öffent­lich­keit die maß­geb­li­chen Frau­en wahr­schein­lich dazu Stel­lung neh­men wer­den, und zwar der­art, dass unter Umstän­den die Annah­me der Ver­fas­sung gefähr­det ist.“[37]

Trotz­dem wur­de der Antrag mit elf zu neun Stim­men abge­lehnt – auch die bei­den PR-Kol­le­gin­nen, Dr. Hele­ne Weber von der CDU und Hele­ne Wes­sel vom Zen­trum stimm­ten dage­gen. Die Begrün­dun­gen – die For­mu­lie­rung sei „über­flüs­sig“ und im Blick auf die Rechts­fol­gen abzu­leh­nen – waren faden­schei­nig und juris­tisch nicht begründ­bar. Die bei­den Poli­ti­ke­rin­nen (von Beruf Ober­leh­re­rin bzw. Kauffrau/Fürsorgerin) waren bereit, sich mit einer „Gleich­be­rech­ti­gung“ zufrie­den zu geben, die kei­ne Ver­bes­se­rung der Rechts­stel­lung von Frau­en her­bei­füh­ren konnte.

Nach die­ser aber­ma­li­gen Abstim­mungs­nie­der­la­ge änder­te Eli­sa­beth Sel­bert ihre Stra­te­gie zwecks Bre­chung des Wider­stands im PR mit einem geschick­ten juris­ti­schen Schach­zug und einer außer­par­la­men­ta­ri­schen Wer­be­kam­pa­gne: Sie erar­bei­te­te mit der – poli­tisch vor­be­las­te­ten, aber in Frau­en­rech­ten sehr enga­gier­ten[38] – Rat­s­as­sis­ten­tin und spä­te­ren Rich­te­rin am Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt, Hil­trud von Brünneck, eine Über­gangs­vor­schrift (Art. 117 GG), nach der dem Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot ent­ge­gen­ste­hen­des Recht noch bis 31. März 1953 wei­ter gel­ten soll­te[39] – und sie hol­te sich  außer­par­la­men­ta­ri­sche  Unter­stüt­zung für ihre kon­se­quen­te Gleich­be­rech­ti­gungs­for­mel durch „maß­geb­li­che“ Frau­en ein, obwohl sie wuss­te, dass ein solch prag­ma­ti­sches Ver­hal­ten in ihrer Par­tei nicht geschätzt wur­de.[40]

Wie lief die außer­par­la­men­ta­ri­sche Unter­stüt­zung für die Gleich­be­rech­ti­gung im Grund­ge­setz ab?[41]

Zur außer­par­la­men­ta­ri­schen Unter­stüt­zung für die Gleich­be­rech­ti­gung im GG ist die Quel­len­la­ge sehr unüber­sicht­lich, Fic­tion und Fact lie­gen eng bei­sam­men. Unstrei­tig ist fol­gen­des:

  • Die brei­te Mas­se der weib­li­chen Bevöl­ke­rung zeig­te wenig Inter­es­se an der Kodi­fi­zie­rung der Gleich­be­rech­ti­gung im Grund­ge­setz, ein­mal, weil das täg­li­che Über­le­ben im Vor­der­grund stand, zum ande­ren, weil Pres­se und Funk das The­ma igno­rier­ten. Sogar der Frau­en­funk des Hes­si­schen Rund­funks wid­me­te dem Kampf um die Gleich­be­rech­ti­gung im PR kei­ne Sen­dung[42] (anders als im Spiel­film „Stern­stun­de ihres Lebens“ von 2014!). Um die­ses Infor­ma­ti­ons­de­fi­zit aus­zu­glei­chen, ist Eli­sa­beth Sel­bert „[w]ie ein Wan­der­pre­di­ger […] von Ver­samm­lung zu Ver­samm­lung gefah­ren und [hat] den Frau­en erzählt, was für eine Art Aus­nah­me­ge­setz sie zu erwar­ten hät­ten, wenn sie nicht dazu bei­trü­gen, den CDU-Antrag („Das Gesetz muss Glei­ches gleich, Ver­schie­de­nes nach sei­ner Eigen­art behan­deln“[43]) zu Fall zu brin­gen.“[44]
  • Für die über­par­tei­li­chen Frau­en­ver­bän­de, die sich größ­ten­teils in der Tra­di­ti­on der ers­ten (bür­ger­li­chen) Frau­en­be­we­gung ver­or­te­ten, gehör­te die For­de­rung nach Gleich­be­rech­ti­gung zu den Grund­fes­ten ihrer Arbeit und der Lob­by­is­mus zu ihren bevor­zug­ten poli­ti­schen Mit­teln (z.B. der Frank­fur­ter Frau­en­aus­schuss). Fast alle grö­ße­ren Frau­en­ver­bän­de der Nach­kriegs­zeit hat­ten Aus­schüs­se für Rechts­fra­gen gebil­det und nam­haf­te Juris­tin­nen spiel­ten dort eine Rol­le: Emmy Engel-Han­sen (Rechts­an­wäl­tin und spä­ter Rich­te­rin am Hes­si­schen Ver­wal­tungs­ge­richts­hof), Erna Scheff­ler (spä­te­re Rich­te­rin am Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt) und Eli­sa­beth Schwarz­haupt (spä­te­re Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­rin). Beim Inter­zo­na­len Frau­en­kon­gress in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che 1948 hat­ten die Frau­en­ver­bän­de ihre Betei­li­gung an den Vor­be­rei­tun­gen zur deut­schen Ver­fas­sung ein­ge­for­dert.[45] Da fiel die Mobi­li­sie­rung durch Eli­sa­beth Sel­bert nicht schwer.
  • Geschätzt 1.759[46] und nach­weis­lich 20[47] regis­trier­te und archi­vier­te Ein­ga­ben – Tele­gram­me, Brie­fe und Reso­lu­tio­nen – von Poli­ti­ke­rin­nen, Gewerk­schaf­te­rin­nen und über­par­tei­li­chen Frau­en­ver­bän­den erreich­ten den PR vor der ent­schei­den­den 2. Lesung im Haupt­aus­schuss über den Antrag der SPD zur Gleich­be­rech­ti­gung am 18. Janu­ar 1949. Dar­un­ter waren der „Frau­en­ring“ der bri­ti­schen Zone, das „Frau­en­par­la­ment Baden-Würt­tem­berg“, der „Frau­en­ver­band Hes­sen“, aber auch das Frau­en­se­kre­ta­ri­at des „Frei­en Gewerk­schafts­bun­des Hes­sen“ und der Frau­en­aus­schuss der „IG Metall“ für die bri­ti­sche Zone und das Land Bre­men, wel­cher 40.000 Metall­ar­bei­te­rin­nen ver­trat. Auch erschie­nen Arti­kel in Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten zum Thema.
  • In der 2. Lesung des Haupt­aus­schus­ses am 18. Janu­ar 1949 sprach Eli­sa­beth Sel­bert von Wasch­kör­ben vol­ler Ein­ga­ben.[48] Sie bezog sich auf meh­re­re Frau­en­ver­bän­de und dank­te der gro­ßen Zahl von Unter­stüt­ze­rin­nen.[49] Auch Hele­ne Weber, ihre PR-Kol­le­gin von der CDU, sprach von „einem gro­ßen Sturm aus den ver­schie­dens­ten Grup­pen.“[50]

Das Resul­tat: In der Sit­zung des Haupt­aus­schus­ses am 18. Janu­ar 1949 wur­de der Abän­de­rungs­an­trag der SPD-Frak­ti­on in 2. Lesung ein­stim­mig angenommen. 

Ver­tre­ter ande­rer Par­tei­en im PR hat­ten den Pro­test der Frau­en her­un­ter­ge­spielt, so z.B. der FDP-Poli­ti­ker Theo­dor Heuss, spä­te­rer Bun­des­prä­si­dent: „Ich möch­te drau­ßen nicht unwi­der­spro­chen den Ein­druck ent­ste­hen las­sen, dass jetzt die­ses Qua­si-Stürm­lein uns irgend­wie beein­druckt und uns zu einer Sin­nes­wand­lung ver­an­lasst hat. Denn unser Sinn war von Anfang an so, wie sich die auf­ge­reg­ten Leu­te drau­ßen das gewünscht haben.“[51]


Ein Rück­blick: Eli­sa­beth Sel­berts Ver­hält­nis zur Frauenbewegung

Eli­sa­beth Sel­bert hat­te es nun also geschafft: Die Gleich­be­rech­ti­gung von Frau und Mann war unmit­tel­bar gel­ten­des Ver­fas­sungs­recht. Ent­ge­gen­ste­hen­des Recht war – nach Ver­strei­chen einer Gal­gen­frist bis 31. März 1953 – ver­fas­sungs­wid­rig. Wie aber war ihr die­ser Husa­ren­streich in nur sechs Wochen gelun­gen? Sie war SPD-Poli­ti­ke­rin, Mit­glied im zen­tra­len Frau­en­aus­schuss der Par­tei ab 1947, aber kei­ne „Frau­en­recht­le­rin“[52]; die Frau­en­be­we­gung in Gestalt von Frau­en­ver­bän­den, Gewerk­schaf­ten und Poli­ti­ke­rin­nen war zer­strit­ten. Eli­sa­beth Sel­bert und ihre Unter­stüt­ze­rin, die SPD-Frau­en­se­kre­tä­rin Her­ta Gott­helf, waren über­zeug­te Ver­tre­te­rin­nen einer Par­tei­en­de­mo­kra­tie, kei­ne „grassroots“-Verfechterinnen. Sie befür­wor­te­ten Par­tei­en, die durch Wah­len und demo­kra­ti­sche Ver­fah­ren legi­ti­miert waren und akzep­tier­ten nicht, dass Frau­en in den Frau­en­aus­schüs­sen sich selbst zu Inter­es­sen­ver­tre­te­rin­nen ande­rer Frau­en ernann­ten, ohne sich der demo­kra­ti­schen Wahl zu stel­len. Die bei­den Par­tei­po­li­ti­ke­rin­nen distan­zier­ten sich von den „unpo­li­ti­schen Frau­en­bün­den, Frau­en­klubs und Haus­frau­en­ver­bän­den“[53], ins­be­son­de­re von dem oft ver­harm­lo­sen­den Umgang der über­par­tei­li­chen Frau­en­or­ga­ni­sa­tio­nen mit der NS-Ver­gan­gen­heit.[54] Die Par­tei­ma­xi­me lau­te­te daher: „An der Sei­te des Man­nes ist der Platz der Frau.“[55]

Eli­sa­beth Sel­bert stand also zwi­schen Baum und Bor­ke: Einer SPD, die das Gleich­be­rech­ti­gungs­ge­bot nach der Ableh­nung des Abän­de­rungs­an­trags der SPD im Haupt­aus­schuss am 03.12.1948 auf­ge­ge­ben hat­te und einer Frau­en­be­we­gung, der sie nicht trau­te („Ich bin Jurist und unpa­the­tisch und ich bin Frau und Mut­ter und zu frau­en­recht­le­ri­schen Din­gen gar nicht geeig­net.[56] Mit „Frau­en­recht­le­rin“ mein­te sie die „Suf­fra­get­ten“[57]).

In die­ser Situa­ti­on änder­te Eli­sa­beth Sel­bert ihre poli­ti­sche Tak­tik[58]: Sie ent­schied sich dafür, eine poli­ti­sche Kam­pa­gne zu star­ten und mit den Frau­en­ver­bän­den zu koope­rie­ren, obwohl sie damit von ihrer pro­kla­mier­ten Ein­stel­lung abwich und sogar einem ent­spre­chen­den Ver­bot der Par­tei zuwi­der han­del­te[59]. Die Rech­nung ging auf. Eli­sa­beth Sel­bert sag­te spä­ter: „Die Frau­en­ver­bän­de haben damals im Rat wun­der­bar mit­ge­zo­gen“.[60]

Gleich­zei­tig agier­te sie par­tei­po­li­tisch und rhe­to­risch geschickt und ver­stand es, der CDU die Abstim­mungs­nie­der­la­ge im Haupt­aus­schuss am 03.12.1948 in die Schu­he zu schie­ben: “Ich kam ins Frak­ti­ons­bü­ro und sag­te: ‚Das ist ja groß­ar­tig, was ich jetzt erlebt habe: Unser Antrag ist abge­lehnt wor­den. Einen grö­ße­ren Dienst hät­ten uns die bür­ger­li­chen Frau­en gar nicht leis­ten kön­nen!‘“[61] Denn die­se Ableh­nung ermög­lich­te es ihr, sich öffent­lich­keits­wirk­sam gegen die CDU zu posi­tio­nie­ren und den Begriff der Gleich­be­rech­ti­gung medi­en­wirk­sam mit der SPD zu ver­bin­den.[62]

Schließ­lich bedien­te sich Eli­sa­beth Sel­bert eines Mit­tels, das in der Poli­tik nicht unbe­kannt ist: Um ihr Ziel zu errei­chen, über­trieb sie und bog die Wirk­lich­keit so zurecht, dass man den Ein­druck gewin­nen muss­te, als stün­de ein Groß­teil der weib­li­chen Bevöl­ke­rung der West­zo­nen hin­ter dem Abän­de­rungs­an­trag der SPD. Hier eine Kost­pro­be: „Es war gera­de­zu begeis­ternd und erschüt­ternd, wie die Pro­tes­te aus dem gesam­ten Bun­des­ge­biet, und zwar Ein­zel­pro­tes­te und Ver­bands­pro­tes­te in gro­ßen Ber­gen in die Bera­tun­gen des Par­la­men­ta­ri­schen Rates hin­ein­ge­schüt­tet wur­den.“[63]  Neue­re For­schun­gen haben indes erge­ben, dass die tat­säch­li­che Zahl von Ein­ga­ben an den PR vor der ent­schei­den­den Sit­zung des Haupt­aus­schus­ses am 18. Janu­ar 1949 höchst­wahr­schein­lich im unte­ren zwei­stel­li­gen Bereich bei etwa 20 lag.[64] Das Mit­tel war trotz aller anschlie­ßen­den Ver­harm­lo­sun­gen ihrer PR-Kol­le­gen („Qua­si-Stürm­lein“) offen­bar wirk­sam gewesen.

Die Schlacht gewon­nen, den Krieg ver­lo­ren – Eli­sa­beth Sel­bert errang weder Amt noch Man­dat[65]

Eli­sa­beth Sel­bert errang in der Fol­ge­zeit kein Bun­des­tags­man­dat. Sie war zwar ein­mal (1949) Kan­di­da­tin für ein Bun­des­tags­man­dat, unter­stützt von Her­ta Gott­helf aus der Par­tei­zen­tra­le, die ihren Wahl­kampf orga­ni­sier­te. Dabei war sie so popu­lär, dass ein zen­tra­les Wer­be­flug­blatt über sie und ihre Arbeit im PR ver­brei­tet wur­de. Eli­sa­beth Sel­bert war im Wahl­kampf eine pro­mi­nen­te und gefrag­te Red­ne­rin, die vor allem für die Wer­bung von Wäh­le­rin­nen in vie­len Städ­ten auch außer­halb Hes­sens ein­ge­setzt wur­de und sich als Juris­tin und zugleich Kan­di­da­tin für die Bun­des­tags­wahl emp­fahl. Sie mach­te auch die Rücken­de­ckung von Kan­di­da­tin­nen durch den Par­tei­vor­stand deut­lich.[66] Schließ­lich gewann sie das Bun­des­tags­man­dat aber nicht, da sie kei­nen siche­ren Wahl­kreis bekom­men hat­te. Mäch­ti­ge Män­ner (auch Juris­ten) stan­den in direk­ter Kon­kur­renz um die siche­ren Wahl­krei­se. Auf der hes­si­schen Lan­des­lis­te wur­de sie zwar auf Platz zwei gesetzt, hat­te aber dann für ein Bun­des­tags­man­dat 200 Stim­men zu wenig.

Die ande­ren „Müt­ter“ des Grund­ge­set­zes zogen an ihr vor­bei: Hele­ne Weber, CDU, gehör­te ab 1949 dem Bun­des­tag an und konn­te im Gegen­satz zu Eli­sa­beth Sel­bert die Frau­en­po­li­tik in der Bun­des­re­pu­blik gestal­ten. Ihre SPD-Kol­le­gin Frie­da Nadig zog eben­falls 1949 in den Bun­des­tag ein und behielt ihr Man­dat drei Legis­la­tur­pe­ri­oden lang. Auch sie enga­gier­te sich dort für die Durch­set­zung der Gleich­be­rech­ti­gung im Ehe- und Fami­li­en­recht. Die Drit­te „im Bun­de“, Hele­ne Wes­sel, war ab 1949 auch Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und ver­trat die The­men Außen‑, Sicher­heits- und Deutsch­land­po­li­tik; sie schloss sich nach der Auf­lö­sung des Zen­trums spä­ter der SPD an und war für die­se von 1957 bis 1969 im Bun­des­tag.[67]

Auch ihre Hoff­nung, Rich­te­rin am Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt zu wer­den, zer­schlug sich. SPD-MdB Dr. Adolf Arndt über­mit­tel­te ihr die Absa­ge am 07.09.1951.[68]

Schließ­lich blieb ihr Wunsch, Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin zu wer­den, ver­wehrt[69] (die ers­te Bun­des­jus­tiz­mi­nis­te­rin war Sabi­ne Leu­theus­ser-Schnar­ren­ber­ger, FDP, 1992–1996).

Der Grund für die­se Demü­ti­gung einer her­aus­ra­gen­den Per­sön­lich­keit liegt auf der Hand: Eli­sa­beth Sel­bert fehl­te die Unter­stüt­zung der hes­si­schen SPD:

Sie war „hoch­kom­pe­tent, dazu scharf­sin­nig, oft auch scharf­zün­gig. Ihre Über­zeu­gun­gen ver­trat sie ohne Wenn und Aber. Dabei argu­men­tier­te sie sach­lich, ziel­ori­en­tiert und schnör­kel­los. Ein beglei­ten­des ver­bind­li­ches Lächeln auf­zu­set­zen, kam ihr nicht in den Sinn.[70]

Mit ande­ren Wor­ten: Eli­sa­beth Sel­bert war als kom­pe­ten­te und selbst­be­wuss­te Frau­en- und Macht­po­li­ti­ke­rin in ihrer Par­tei unbe­liebt. Sie war vie­len – Män­nern und Frau­en – zu pro­fi­liert[71]. „Star­ke Frau­en liebt man nicht“[72], son­dern, frei nach Lierre Keith von Womens Libe­ra­ti­on Front, USA, man „tötet“ sie. Da spiel­ten ihre hohen Ver­diens­te um die „Sache“ kei­ne Rol­le. Patri­ar­cha­le Geschlechts­rol­len­ste­reo­ty­pe haben eben eine lan­ge Lebensdauer.

Eli­sa­beth Sel­bert trat 1958 den Rück­zug aus allen poli­ti­schen Ämtern an und zog sich in Ihren Beruf als Rechts­an­wäl­tin und in ihr Pri­vat­le­ben zurück.
Die gro­ße Ehe- und Fami­li­en­rechts­form in den 1970er Jah­ren im Deut­schen Bun­des­tag als direk­ter Aus­fluss von Art. 3 Abs. (2) GG bewerk­stel­lig­ten ande­re. Nicht ein­mal ihre Dok­tor­ar­beit über Ehe­zer­rüt­tung wur­de gewür­digt.[73] Die man­geln­de Gleich­be­rech­ti­gung im Erwerbs­le­ben, in Poli­tik und Kul­tur hielt sie für einen „Ver­fas­sungs­bruch in Per­ma­nenz.“[74]

Eli­sa­beth Sel­bert erfuhr Aner­ken­nung durch die Stadt Kas­sel (Ehren­bür­ger­schaft seit 1984) und das Bun­des­land Hes­sen (Gro­ßes Bun­des­ver­dienst­kreuz 1956) und erst sehr spä­te Aner­ken­nung 1986 kurz nach ihrem Tod durch Wil­ly Brandt, dem dama­li­gen SPD-Vor­sit­zen­den: „Die Par­tei schöpft das vor­han­de­ne Poten­ti­al nie ganz aus. Bei den Frau­en wahr­schein­lich noch weni­ger. Eli­sa­beth Sel­bert ist ein Bei­spiel dafür. […] Die SPD hat ihr viel zu ver­dan­ken.“[75]

Die zwei­te Deut­sche Frau­en­be­we­gung erin­ner­te sich an Eli­sa­beth Sel­bert auch erst in den 1980er Jah­ren. Mitt­ler­wei­le wur­den Stra­ßen, Plät­ze und Schu­len nach ihr benannt. Den Eli­sa­beth-Sel­bert-Preis des Lan­des Hes­sen als Aus­zeich­nung für Wis­sen­schaft­le­rin­nen, die im Kampf um die Gleich­be­rech­ti­gung Ver­diens­te errun­gen haben, gibt es seit 1983.[76]

Eli­sa­beth Sel­berts Erbe hin­ge­gen ist das garan­tier­te Recht auf Gleich­be­rech­ti­gung im GG und – es ist von Dau­er. Sie ver­dient dafür höchs­te Aner­ken­nung!
Ich ver­nei­ge mich vor ihr.

Ber­lin, den 25.05.2024
Gun­da Schu­mann ©
Vor­stän­din LAZ rel­oa­ded e.V.

Quel­len

[1] Vgl. Bar­ba­ra Bött­ger, „Eli­sa­beth Sel­bert, ‚Mut­ter‘ des Grund­ge­set­zes, pro­fi­lier­te Poli­ti­ke­rin, Anwäl­tin aus Beru­fung, Frau­en­recht­le­rin wider Wil­len“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 4 [zit.: Böttger].

[2] Lore Maria Peschel-Gut­zeit, „Eli­sa­beth Sel­bert und die Fami­li­en­rechts­re­form – eine unend­li­che Geschich­te, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 119, 121 [zit.: Peschel-Gut­zeit, Sammelband].

[3] Bött­ger, S. 4.

[4] Ant­je Der­tin­ger, „Ein ermu­ti­gen­des Frau­en­le­ben: Eli­sa­beth Sel­bert“, in Hes­si­sche Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, Blick­punkt Hes­sen, Nr. 23/2020, S. 3 [zit.: Der­tin­ger, Blick­punkt Hessen].

[5] Ant­je Der­tin­ger, Eli­sa­beth Sel­bert: Ein selbst­be­stimm­tes Frau­en­le­ben“, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 12 [zit.: Der­tin­ger, Sammelband].

[6] Ebd.

[7] Ebd., S. 13; Bött­ger, S. 6.

[8] Vgl. zu Eli­sa­beth Sel­bert im Natio­nal­so­zia­lis­mus: Bött­ger, S. 7, Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 5ff., dies., Sam­mel­band, S. 15ff.

[9] Bött­ger, S. 6.

[10] Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 17.

[11] Bött­ger, S. 7.

[12] Ebd., S. 8.

[13] Vgl. zu beruf­li­chen Sta­tio­nen: Bött­ger, S. 6f.; Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 19, 21; Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 12.

[14] Hei­ke Drum­mer meint, dass sich die Ame­ri­ka­ner eine stär­ke­re Betei­li­gung von Frau­en am Auf­bau der Demo­kra­tie wünsch­ten, vgl. dies., „Stern­stun­de ihres Lebens“ – Weit mehr als ein Spiel­film über Eli­sa­beth Sel­bert, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 137, 139 [zit.: Drum­mer, Sammelband].

[15] Bött­ger, S. 7.

[16] Ebd., S. 5.

[17] Elke Schül­ler 1, „Unse­rem Recht zu sei­nem Recht ver­hel­fen“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 24 [zit.: Schül­ler 1].

[18] Vgl. hier­zu Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 10ff., Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 21, Bött­ger, S. 7.

[19] Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 12.

[20] Schül­ler 1, S. 24f.

[21] Vgl. dazu Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 13ff., Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 30f., Schül­ler, S. 24ff.

[22] Ulri­ke Schultz, Ein Qua­si-Stürm­lein und Wasch­kör­be vol­ler Ein­ga­ben. Die Geschich­te von Art. 3 Abs. 2 Grund­ge­setz, in: Frau­en und Recht. Rea­der für die Akti­ons­wo­chen der kom­mu­na­len Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten 2003. Im Auf­trag des Minis­te­ri­ums für Gesund­heit, Sozia­les, Frau­en und Fami­lie NRW. Düs­sel­dorf 2003, S. 54-60 [zit.: Schultz], https://www.fernuni-hagen.de/rechtundgender/downloads/Art._3.pdf

[23] Cor­ne­lia Fil­ter, „Her mit unse­ren Rech­ten!“, in: Emma, Mai/Juni 2024, S. 48, 50 [zit.: Filter].

[24] Vgl. hier­zu: Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S.14ff., Schül­ler, S.24ff., Karin Gil­le-Lin­ne, „Abge­lehnt! Wie die Gleich­be­rech­ti­gung den­noch ins Grund­ge­setz kam und wel­che Rol­le die Juris­tin Eli­sa­beth Sel­bert dabei spiel­te“, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 27ff. [zit.: Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band], Schultz, S. 2ff.

[25] Fil­ter, S. 50.

[26] Dr. Grit Büh­ler, Gast­bei­trag zu „75 Jah­re Grund­ge­setz, Wir ehren Dr. Eli­sa­beth Sel­bert“, 25. Mai 2024, Kas­sel, S. 6, https://lasst-frauen-sprechen.de/category/gastbeitrag/

[27] Schül­ler 1, S. 24.

[28] Bött­ger, S. 7

[29] Schül­ler 1, S. 24.

[30] Ebd.

[31] Ebd.

[32] Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 17.

[33] Schül­ler 1, S. 25.

[34] Ebd.

[35] Ebd.

[36] Ebd.

[37] Ebd., S. 25f. Die Rati­fi­zie­rung des Grund­ge­set­zes durch eine Volks­ab­stim­mung wur­de aber letzt­end­lich von der Mehr­heit der Abge­ord­ne­ten abge­lehnt, vgl. Bött­ger, S. 5, Fn.7.

[38] Hil­trud von Brünneck (spä­ter verh. Rupp-von Brünneck) war im Reichs­jus­tiz­mi­nis­te­ri­um an der Ari­sie­rung der Grund­stü­cke von jüdi­schen Eigen­tü­me­rIn­nen betei­ligt und u.a. Mit­glied der NS-Frau­en­schaft, https://www.deutschlandfunkkultur.de/wiltraut-rupp-von-bruenneck-von-der-ns-juristin-zur-bundesverfassungsrichterin-100.html

[39] Chris­ti­ne Hoh­mann-Denn­hardt, „Arti­kel 3 Absatz 2 Grund­ge­setz – ein ver­pflich­ten­des Erbe“, in Sam­mel­band, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 37, 38 [zit.: Hoh­mann-Denn­hardt, Sammelband].

[40] Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 25. 

[41] Vgl. hier­zu: Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S.14ff., Schül­ler 1, S. 24ff., Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 27ff., Schultz, S. 2ff.

[42] Schül­ler 1, S. 26.

[43] Vgl. Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 16.

[44] Ebd.

[45] Schül­ler 1, S. 26. Laut Bött­ger, S. 5, Fn. 14, gab es vier Pha­sen der Kämp­fe von Frau­en um ihr Recht: Loui­se Otto-Peters und die Revo­lu­ti­on 1848; die ers­te bür­ger­li­che und pro­le­ta­ri­sche Frau­en­be­we­gung am Ende des 19. Jahr­hun­derts bis zur staats­bür­ger­li­chen Gleich­be­rech­ti­gung 1918; die kur­ze Pha­se der Frau­en­aus­schüs­se beim Wie­der­auf­bau im Nach­kriegs­deutsch­land 1945 bis zum Kampf um Art. 3.2 GG, und schließ­lich die zwei­te „Neue“ Frau­en­be­we­gung der 70er und 80er Jahre.

[46] Vgl. Schül­ler 1, S. 27.

[47] Vgl. Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 32.

[48] Vgl. Schül­ler 1, S. 26.

[49] Vgl. Gil­le-Lin­ne, S. 29. Ebd.

[50] Ebd.

[51] Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 17.

[52] Ebd., S. 12f., dies., Sam­mel­band, S. 29, Bött­ger, S. 7, Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 29, 33.

[53] Vgl. Schül­ler 1, S. 26.

[54] So Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 30.

[55] Vgl. Schül­ler 1, S. 26.

[56] Vgl. Bött­ger, S. 7.

[57] Ebd.

[58] Wahr­schein­lich ging Eli­sa­beth Sel­bert in ihren bis­he­ri­gen tak­ti­schen Manö­vern so weit, dass sie sich „[…] ver­bal von den ‚Suf­fra­get­ten‘ distan­zier­te, um die Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei für ihre tief­grei­fen­den Rechts­ver­än­de­run­gen zu gewin­nen, [sie] hielt […] sich [aber] tat­säch­lich nicht an die­sen Ukas, son­dern arbei­te­te ihr gan­zes Leben lang ganz bewusst mit Frau­en aus der Frau­en­be­we­gung zusam­men, ohne die sie ihre poli­ti­schen Zie­le auch gar nicht hät­te durch­set­zen kön­nen“, Bött­ger, S. 7f.

[59] Ebd., S. 7.

[60] Schül­ler 1, S. 26.

[61] Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 34.

[62] Ebd., vgl. auch Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 17.

[63] Schül­ler 1, S. 26f.

[64] Vgl. Gil­le-Lin­ne, Sam­mel­band, S. 31f., Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 16f.

[65] Vgl. hier­zu Gil­le-Lin­ne, ebd., S. 35, und Elke Schül­ler, „Die ande­ren drei Müt­ter der Ver­fas­sung: Frie­da Nadig, Hele­ne Wes­sel, Hele­ne Weber“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 22f. [zit.: Schül­ler 2].

[66] Vgl. Gil­le-Lin­ne, ebd., S. 34f.

[67] Vgl. Schül­ler 2, S. 22f.

[68] Peschel-Gut­zeit, Sam­mel­band, S. 125.

[69] Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 25.

[70] Ebd.

[71] Drum­mer, Sam­mel­band, S. 146.

[72] Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 25.

[73] Der­tin­ger, Blick­punkt Hes­sen, S. 20.

[74] Bött­ger, S. 8.

[75] Ebd., Inter­view von Sybil­le Plog­stedt mit Wil­ly Brandt, Vor­wärts, 14.06.1986.

[76] Der­tin­ger, Sam­mel­band, S. 1. Eine der Preis­trä­ge­rin­nen ist z.B. Vera Slu­pik mit ihrer Dis­ser­ta­ti­on „Die Ent­schei­dung des Grund­ge­set­zes für Pari­tät im Geschlech­ter­ver­hält­nis. Zur Bedeu­tung von Art. 3 Abs. 2 und 3 GG in Recht und Wirk­lich­keit“, Schrif­ten zum Öffent­li­chen Recht, Band 543, Ver­lag Dun­cker & Hum­blot, Ber­lin 1988.

Biblio­gra­phie

Bar­ba­ra Bött­ger, „Eli­sa­beth Sel­bert, ‚Mut­ter‘ des Grund­ge­set­zes, pro­fi­lier­te Poli­ti­ke­rin, Anwäl­tin aus Beru­fung, Frau­en­recht­le­rin wider Wil­len“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 4ff.

Grit Büh­ler, Gast­bei­trag zu „75 Jah­re Grund­ge­setz, Wir ehren Dr. Eli­sa­beth Sel­bert“, 25. Mai 2024, Kas­sel, https://lasst-frauen-sprechen.de/category/gastbeitrag/

Ant­je Der­tin­ger, „Ein ermu­ti­gen­des Frau­en­le­ben: Eli­sa­beth Sel­bert“, in Hes­si­sche Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, Blick­punkt Hes­sen, Nr. 23/2020.

Ant­je Der­tin­ger, Eli­sa­beth Sel­bert: Ein selbst­be­stimm­tes Frau­en­le­ben“, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 10ff.

Hei­ke Drum­mer, „Stern­stun­de ihres Lebens“ – Weit mehr als ein Spiel­film über Eli­sa­beth Sel­bert, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 137ff.

Cor­ne­lia Fil­ter, „Her mit unse­ren Rech­ten!“, in: Emma, Mai/Juni 2024, S. 48ff.

Karin Gil­le-Lin­ne, „Abge­lehnt! Wie die Gleich­be­rech­ti­gung den­noch ins Grund­ge­setz kam und wel­che Rol­le die Juris­tin Eli­sa­beth Sel­bert dabei spiel­te“, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 27ff.

Chris­ti­ne Hoh­mann-Denn­hardt, „Arti­kel 3 Absatz 2 Grund­ge­setz – ein ver­pflich­ten­des Erbe“, in Sam­mel­band, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 37ff.

Lore Maria Peschel-Gut­zeit, „Eli­sa­beth Sel­bert und die Fami­li­en­rechts­re­form – eine unend­li­che Geschich­te, in: Hans Eichel, Bar­ba­ra Stol­ter­foht (Hg.), „Eli­sa­beth Sel­bert und die Gleich­stel­lung der Frau­en – Eine unvoll­ende­te Geschich­te“, 2015, S. 119ff.

Elke Schül­ler, „Unse­rem Recht zu sei­nem Recht ver­hel­fen“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 24ff.

Elke Schül­ler, „Die ande­ren drei Müt­ter der Ver­fas­sung: Frie­da Nadig, Hele­ne Wes­sel, Hele­ne Weber“, in: „Ari­ad­ne – Alma­nach des Archivs der deut­schen Frau­en­be­we­gung, Den Frau­en ihr Recht – Zum 100. Geburts­tag von Eli­sa­beth Sel­bert“, Heft 30, Sep­tem­ber 1996, S. 22f.

Ulri­ke Schultz, Ein Qua­si-Stürm­lein und Wasch­kör­be vol­ler Ein­ga­ben. Die Geschich­te von Art. 3 Abs. 2 Grund­ge­setz, in: Frau­en und Recht. Rea­der für die Akti­ons­wo­chen der kom­mu­na­len Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­ten 2003. Im Auf­trag des Minis­te­ri­ums für Gesund­heit, Sozia­les, Frau­en und Fami­lie NRW. Düs­sel­dorf 2003, https://www.fernuni-hagen.de/rechtundgender/downloads/Art._3.pdf

Vera Slu­pik, Die Ent­schei­dung des Grund­ge­set­zes für Pari­tät im Geschlech­ter­ver­hält­nis. Zur Bedeu­tung von Art. 3 Abs. 2 und 3 GG in Recht und Wirk­lich­keit“, Diss., Schrif­ten zum Öffent­li­chen Recht, Band 543, Ver­lag Dun­cker & Hum­blot, Ber­lin 1988.

Weitere Reden der Veranstaltung "75 Jahre Grundgesetz: Wir ehren Elisabeth Selbert"

Share This