Pro­test­ak­ti­on gegen Leih­mut­ter­schaft vor der Kin­der­wunsch­mes­se Wish for a Baby in Köln

25. Okt 2023

Kin­der­wunsch­mes­se „Wish for a baby“ in Köln: Pro­test­ak­ti­on gegen Wer­bung für ver­bo­te­ne Leihmutterschaft

Am Wochen­en­de 21./22. Okto­ber 2023 fand in den Köl­ner Sar­to­ry-Sälen eine unge­wöhn­li­che Mes­se statt. Gewor­ben wur­de unter ande­rem für Leih­mut­ter­schaft, Eizell- und Embryo­nen­spen­de. Wir von „Lasst Frau­en spre­chen“ pro­tes­tier­ten laut­stark gegen die Veranstaltung.

„Leih­mut­ter­schaft = Men­schen­han­del. Kei­ne Kin­der auf Bestel­lung“ prang­te auf dem Ban­ner, mit dem an die­sem Okto­ber-Sams­tag die Besu­che­rin­nen und Besu­cher der Sar­to­ry-Säle begrüßt wur­den. Damit pro­tes­tier­ten wir – rund ein Dut­zend Frau­en der Initia­ti­ve „Lasst Frau­en spre­chen!“ – gegen die „Kin­der­wunsch­ta­ge Wish for a Baby“.

Etwa 60 Unter­neh­men infor­mier­ten in dem tra­di­ti­ons­rei­chen Köl­ner Ver­an­stal­tungs­ort rund um das The­ma Kin­der­wunsch. Die meis­ten Aus­stel­ler – Pri­vat­kli­ni­ken und Ver­mitt­lungs­agen­tu­ren – bie­ten Leih­mut­ter­schaft an und haben ihren Sitz im Aus­land. Das hat einen ein­fa­chen Grund: Repro­duk­ti­ons­tech­no­lo­gien wie Leih­mut­ter­schaft und Embryo­nen­spen­de ste­hen in Deutsch­land unter Strafe.

Wir waren, das war unüber­hör­bar, mit den Inhal­ten der Mes­se nicht ein­ver­stan­den. Unse­re Rufe „Gibt es ein Recht auf ein Kind? NEIN! Weil wir mit armen Frau­en soli­da­risch sind!“ oder „Frau­en aus Bul­ga­ri­en, Ukrai­ne, Tür­kei – Leih­mut­ter­schaft ist ne Schwei­ne­rei!“ waren bis in die Mes­se­räu­me hin­ein zu hören.

Unse­re Kri­tik: „Leih­mut­ter­schaft ist in Deutsch­land ver­bo­ten. Und das zu Recht. Kin­der sind kei­ne Han­dels­wa­re und Frau­en kei­ne Brut­käs­ten, die man mie­ten kann“, so Ina Wag­ner, Initia­to­rin und Koor­di­na­to­rin von „Lasst Frau­en spre­chen!“. Moni­ka Glöck­lho­fer war aus­ge­stat­tet mit einem Bauch­la­den mit klei­nen Gum­mi-Embryo­nen und dem Schild „Baby zu ver­kau­fen! 120.000 Euro ca-Preis in den USA. Ukrai­ne ist bil­li­ger.“ Sie kom­men­tier­te ihr Enga­ge­ment so: „Ich kann mich nur wun­dern, dass eine Wer­be­ver­an­stal­tung für einen Tat­be­stand, der in Deutsch­land unter Stra­fe steht, über­haupt statt­fin­den kann.“

Und wie steht es um die mög­li­che Lega­li­sie­rung der „altru­is­ti­schen Leih­mut­ter­schaft“, die der­zeit in einer Kom­mis­si­on bera­ten wird? Auch dazu haben wir eine kla­re Hal­tung. Bian­ca Guth: „Altru­is­mus ist ein vor­ge­scho­be­nes Argu­ment. Das Motiv der Frau­en, die Kin­der für frem­de Men­schen gebä­ren, ist immer finan­zi­el­le Not. Des­halb ist Leih­mut­ter­schaft nicht nur sexis­tisch, son­dern auch eine Klas­sen­fra­ge. Rei­che Men­schen kau­fen sich die Nut­zung des Kör­pers einer armen Frau.“ Und sie fügt an: „Ist das die Welt, in der wir leben wol­len? In die­sem Sinn kann ich nur hof­fen, dass Leih­mut­ter­schaft in Deutsch­land ver­bo­ten bleibt.“ 

Eine Mit­frau, die anonym blei­ben möch­te, hat zum The­ma „altru­is­ti­sche Leih­mut­ter­schaft“ einen aus­führ­li­chen Arti­kel geschrie­ben, den sie bei der Demons­tra­ti­on vor­ge­tra­gen hat. Sie schreibt: „Frau­en in der Repro­duk­ti­ons-Indus­trie wer­den als Organ­lie­fe­ran­tin­nen und Brut­ma­schi­nen behan­delt – legi­tim und legal. Die­se Form bio­lo­gi­scher Aus­beu­tung weib­li­cher Kör­per ist struk­tu­rell iden­tisch mit der Aus­beu­tung im Sys­tem der Pro­sti­tu­ti­on und der Sex-Indus­trie ins­ge­samt. Das Uti­li­sie­ren und Kom­mo­di­fi­zie­ren der Frau­en in die­sen Berei­chen wer­den in Kauf genom­men und nicht als Ver­bre­chen gegen die Men­schen­wür­de erkannt und bekämpft.“

Unser Fazit: Unse­re Akti­on war ein gro­ßer Erfolg! Wir haben die hei­me­li­ge Atmo­sphä­re der Mes­se gestört und die Mes­se-Ver­ant­wort­li­chen sicht­bar in Ner­vo­si­tät versetzt.

So wur­den zwei Frau­en von uns, die am Sonn­tag als Mes­se­be­su­che­rin­nen mit gül­ti­gem Ticket fried­lich ein Semi­nar besu­chen woll­ten, des Hau­ses ver­wie­sen und mit einem Secu­ri­ty-Mit­ar­bei­ter zum Aus­gang geführt. „Wir bit­ten Sie zu gehen. Wir machen von unse­rem Haus­recht Gebrauch“. Mehr wur­de nicht gesagt. Es gab kei­ne Begrün­dung. Unse­re Beteue­rung, wir woll­ten uns infor­mie­ren und hät­ten nicht vor, die Ver­an­stal­tung zu stö­ren, wur­de abgewiesen.

Wir sind sehr zufrie­den damit, dass das Kon­zept, die Mes­se im Ver­bor­ge­nen abzu­hal­ten, nicht auf­ge­gan­gen ist. Zudem gab es eine brei­te Bericht­erstat­tung über unse­ren Pro­test: WDR, Aktu­el­le Stun­de und tagesschau.de ab min 20:00), Köl­ner Stadt­an­zei­ger, Rhei­ni­sche Post, evangelisch.de, EXPRESS berich­te­ten. Auch eine Redak­teu­rin der EMMA war vor Ort.

Die Ant­wort der Köl­ner Ober­bür­ger­meis­te­rin Hen­ri­et­te Reker steht noch aus. Sie hat­ten wir im Vor­feld zu ihrer per­sön­li­chen sowie der Hal­tung des Rates der Stadt Köln zu der Ver­an­stal­tung befragt.

Ein­mal mehr ist an die­ser Pro­test­ak­ti­on zu sehen: Wider­stand lohnt sich!

Wei­ter­hin läuft eine Peti­ti­on gegen die Kin­der­wunsch­mes­se „Wish for a baby“, die im nächs­ten Früh­jahr wie­der in Ber­lin ange­kün­digt ist.

 

Wei­te­re Infos und Links in der Ankün­di­gung zur Aktion.

Bil­der der Aktion

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