Kinderwunschmesse „Wish for a baby“ in Köln: Protestaktion gegen Werbung für verbotene Leihmutterschaft
Am Wochenende 21./22. Oktober 2023 fand in den Kölner Sartory-Sälen eine ungewöhnliche Messe statt. Geworben wurde unter anderem für Leihmutterschaft, Eizell- und Embryonenspende. Wir von „Lasst Frauen sprechen“ protestierten lautstark gegen die Veranstaltung.
„Leihmutterschaft = Menschenhandel. Keine Kinder auf Bestellung“ prangte auf dem Banner, mit dem an diesem Oktober-Samstag die Besucherinnen und Besucher der Sartory-Säle begrüßt wurden. Damit protestierten wir – rund ein Dutzend Frauen der Initiative „Lasst Frauen sprechen!“ – gegen die „Kinderwunschtage Wish for a Baby“.
Etwa 60 Unternehmen informierten in dem traditionsreichen Kölner Veranstaltungsort rund um das Thema Kinderwunsch. Die meisten Aussteller – Privatkliniken und Vermittlungsagenturen – bieten Leihmutterschaft an und haben ihren Sitz im Ausland. Das hat einen einfachen Grund: Reproduktionstechnologien wie Leihmutterschaft und Embryonenspende stehen in Deutschland unter Strafe.
Wir waren, das war unüberhörbar, mit den Inhalten der Messe nicht einverstanden. Unsere Rufe „Gibt es ein Recht auf ein Kind? NEIN! Weil wir mit armen Frauen solidarisch sind!“ oder „Frauen aus Bulgarien, Ukraine, Türkei – Leihmutterschaft ist ne Schweinerei!“ waren bis in die Messeräume hinein zu hören.
Unsere Kritik: „Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. Und das zu Recht. Kinder sind keine Handelsware und Frauen keine Brutkästen, die man mieten kann“, so Ina Wagner, Initiatorin und Koordinatorin von „Lasst Frauen sprechen!“. Monika Glöcklhofer war ausgestattet mit einem Bauchladen mit kleinen Gummi-Embryonen und dem Schild „Baby zu verkaufen! 120.000 Euro ca-Preis in den USA. Ukraine ist billiger.“ Sie kommentierte ihr Engagement so: „Ich kann mich nur wundern, dass eine Werbeveranstaltung für einen Tatbestand, der in Deutschland unter Strafe steht, überhaupt stattfinden kann.“
Und wie steht es um die mögliche Legalisierung der „altruistischen Leihmutterschaft“, die derzeit in einer Kommission beraten wird? Auch dazu haben wir eine klare Haltung. Bianca Guth: „Altruismus ist ein vorgeschobenes Argument. Das Motiv der Frauen, die Kinder für fremde Menschen gebären, ist immer finanzielle Not. Deshalb ist Leihmutterschaft nicht nur sexistisch, sondern auch eine Klassenfrage. Reiche Menschen kaufen sich die Nutzung des Körpers einer armen Frau.“ Und sie fügt an: „Ist das die Welt, in der wir leben wollen? In diesem Sinn kann ich nur hoffen, dass Leihmutterschaft in Deutschland verboten bleibt.“
Eine Mitfrau, die anonym bleiben möchte, hat zum Thema „altruistische Leihmutterschaft“ einen ausführlichen Artikel geschrieben, den sie bei der Demonstration vorgetragen hat. Sie schreibt: „Frauen in der Reproduktions-Industrie werden als Organlieferantinnen und Brutmaschinen behandelt – legitim und legal. Diese Form biologischer Ausbeutung weiblicher Körper ist strukturell identisch mit der Ausbeutung im System der Prostitution und der Sex-Industrie insgesamt. Das Utilisieren und Kommodifizieren der Frauen in diesen Bereichen werden in Kauf genommen und nicht als Verbrechen gegen die Menschenwürde erkannt und bekämpft.“
Unser Fazit: Unsere Aktion war ein großer Erfolg! Wir haben die heimelige Atmosphäre der Messe gestört und die Messe-Verantwortlichen sichtbar in Nervosität versetzt.
So wurden zwei Frauen von uns, die am Sonntag als Messebesucherinnen mit gültigem Ticket friedlich ein Seminar besuchen wollten, des Hauses verwiesen und mit einem Security-Mitarbeiter zum Ausgang geführt. „Wir bitten Sie zu gehen. Wir machen von unserem Hausrecht Gebrauch“. Mehr wurde nicht gesagt. Es gab keine Begründung. Unsere Beteuerung, wir wollten uns informieren und hätten nicht vor, die Veranstaltung zu stören, wurde abgewiesen.
Wir sind sehr zufrieden damit, dass das Konzept, die Messe im Verborgenen abzuhalten, nicht aufgegangen ist. Zudem gab es eine breite Berichterstattung über unseren Protest: WDR, Aktuelle Stunde und tagesschau.de ab min 20:00), Kölner Stadtanzeiger, Rheinische Post, evangelisch.de, EXPRESS berichteten. Auch eine Redakteurin der EMMA war vor Ort.
Die Antwort der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker steht noch aus. Sie hatten wir im Vorfeld zu ihrer persönlichen sowie der Haltung des Rates der Stadt Köln zu der Veranstaltung befragt.
Einmal mehr ist an dieser Protestaktion zu sehen: Widerstand lohnt sich!
Weiterhin läuft eine Petition gegen die Kinderwunschmesse „Wish for a baby“, die im nächsten Frühjahr wieder in Berlin angekündigt ist.
Weitere Infos und Links in der Ankündigung zur Aktion.